C 2 Köcherfliegen...

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Biodiversität an Fließgewässern in Rheinland-Pfalz 132 C 2 Köcherfliegen (Trichoptera) Die Ergebnisse der nachgewiesenen Köcherfliegen im Biodiversitätsprojekt zeigt Tabelle 2.1. Tab. 2.1: Nachgewiesene Köcherfliegen im Biodiversitätsprojekt: schwarz: Larve, blau: Imago, pink: beide Ahr Alf Biewerbach Breitbach Dörsbach Ehrbach Eisbach Elbbach Elzbach Endert Fischbach Flaumbach Heilbach Irsen Isenach Lauter Leinbach Lieser Nahe Ochsenbruchb. Otterbach Reichenbach Röderbach Salm Selz Wellbach Wieslauter Agapetinae Gen. sp. Agapetus fuscipes Agapetus ochripes Allogamus auricollis Anabolia nervosa Anomalopterygella chauviniana Athripsodes albifrons Athripsodes bilineatus Brachycentrus maculatus RL 3 Ceraclea annulicornis Ceraclea dissimilis Ceraclea senilis RL 3 Ceraclea sp. Chaetopterygini/Stenophylacini G. sp. Chaetopterygopsis maclachlani Chaetopteryx major RL 3 Chaetopteryx sp. Chaetopteryx villosa Cheumatopsyche lepida Crunoecia irrorata Drusinae Gen. sp. Drusus annulatus Ecclisopteryx dalecarlica Ecclisopteryx madida Glossosoma boltoni Glossosoma conformis Glyphotaelius pellucidus Goera pilosa Goeridae Gen. sp. Halesus digitatus./rad./tessel. Halesus digitatus/tesselatus Halesus radiatus Halesus sp. Hydropsyche angustipennis Hydropsyche dinarica Hydropsyche fulvipes RL 3 Hydropsyche incognita Hydropsyche incognita/pellucidula Hydropsyche instabilis Hydropsyche pellucidula Gr. Hydropsyche saxonica Hydropsyche siltalai Hydropsyche sp. Hydroptila sp. Ironoquia dubia RL 3 Lepidostoma basale (Lasiocephala) Lepidostoma hirtum Leptocerus sp. Leptoceridae Gen. Sp.

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C 2 Köcherfliegen (Trichoptera)

Die Ergebnisse der nachgewiesenen Köcherfliegen im Biodiversitätsprojekt zeigt Tabelle 2.1.

Tab. 2.1: Nachgewiesene Köcherfliegen im Biodiversitätsprojekt: schwarz: Larve, blau: Imago, pink: beide

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Agapetinae Gen. sp.Agapetus fuscipesAgapetus ochripesAllogamus auricollisAnabolia nervosa Anomalopterygella chauviniana Athripsodes albifrons Athripsodes bilineatus Brachycentrus maculatus RL 3Ceraclea annulicornisCeraclea dissimilisCeraclea senilis RL 3 Ceraclea sp. Chaetopterygini/Stenophylacini G. sp.Chaetopterygopsis maclachlaniChaetopteryx major RL 3 Chaetopteryx sp.Chaetopteryx villosaCheumatopsyche lepida Crunoecia irrorataDrusinae Gen. sp. Drusus annulatus Ecclisopteryx dalecarlicaEcclisopteryx madidaGlossosoma boltoniGlossosoma conformisGlyphotaelius pellucidus Goera pilosa Goeridae Gen. sp.Halesus digitatus./rad./tessel. Halesus digitatus/tesselatus Halesus radiatusHalesus sp. Hydropsyche angustipennisHydropsyche dinaricaHydropsyche fulvipes RL 3 Hydropsyche incognita Hydropsyche incognita/pellucidula Hydropsyche instabilisHydropsyche pellucidula Gr. Hydropsyche saxonica Hydropsyche siltalaiHydropsyche sp.Hydroptila sp.Ironoquia dubia RL 3 Lepidostoma basale (Lasiocephala) Lepidostoma hirtum Leptocerus sp. Leptoceridae Gen. Sp.

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Limnephilidae Gen. sp. Limnephilini Gen. sp. Limnephilus cf. auricula Lithax niger Lithax cf. niger Lype reducta Micrasema longulum Micropterna lateralis/sequax Micropterna nycterobia Micropterna sp. Micropterna testacea RL 3 Odontocerum albicorne Oecismus monedula RL 3 Parachiona picicornis Philopotamus ludificatus Philopotamus cf. ludificatus Philopotamus montanus Philopotamus cf. montanus Philopotamus variegatus Plectrocnemia conspersa Polycentropodidae Gen. sp. Polycentropus flavomaculatus Potamophylax cingulatus Potamophylax cing./latipennis/luctuosus Potamophylax nigricornis Potamophylax rotundipennis Potamophylax sp. Psychomyia pusilla Ptilocolepus granulatus Rhyacophila cf. aurata Rhyacophila dorsalis/nubila Rhyacophila fasciata Rhyacophila nubila Rhyacophila cf. nubila Rhyacophila cf. obliterata V Rhyacophila s. str. sp. Rhyacophila sp. Rhyacophila tristis Sericostoma flavicorne/personatum Sericostoma personatum Sericostoma schneideri Sericostoma sp. Silo nigricornis/piceus Silo pallipes Silo piceus Stenophylax vibex RL3 Tinodes assimilis RL 2 Tinodes rostocki Tinodes sp. Tinodes unicolor Wormaldia occipitalis

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Alle Köcherfliegen waren Zielarten im Projekt. Die Details der einzelnen Funde sind bei Pro-Limno gesammelt und können dort nachgefragt werden (z. B. Geschlecht des erwachsenen Tieres, Status, genaue Fundorte). Die meisten Gruppen haben Köcherfliegen eingeschickt, wobei diese Tiergruppe nicht immer zweifelsfrei erkannt wurde. Hier muss auch angemerkt werden, dass generelle Schwierigkeiten bestanden, die Zielgruppen von Nicht-Zielorganismen auseinander zu halten. Dies war aber nicht weiter schlimm, da andere Organismen im Labor aussortiert wurden, so v.a. diverse Zweiflügler. Bei Unsicherheiten war ProLimno auch vor Ort bzw. hat die Gruppe ggf. beraten. Außerdem wurden an einigen Bächen Köcherfliegen auch vornehmlich durch ProLimno gefangen, so an Flaumbach, Wellbach und Wieslauter. Die Kartierungen der Wasserläufer zeigten hier mittlere bis gute Erfolge. Insgesamt ist anzu-merken, dass mit den benutzten Methoden in Kauf genommen wurde, dass Köcherfliegen eher zufällig gefangen wurden, da nicht wenige Arten erst spät abends oder nachts aktiv sind. Zudem liegen die Flugzeiten vieler Arten (teilweise) außerhalb der Fangzeiten im Projekt. Dies war aber aus Gründen der Vereinfachung und der Ausrichtung auf mehrere Tiergruppen kaum zu vermeiden, auch um eine Überforderung der Wasserläufer zu verhindern.

Ziel der Köcherfliegennachweise war es, die bisherigen Verbreitungskarten zu ergänzen und insbesondere die Makrozoobenthos-Funde aus dem Monitoring mit den Emergenzfängen zu ergänzen. Dies gelang bei den Arten Lepidostoma basale am Elbbach, Lithax cf. niger am Wellbach, Parachiona picicornis am Ochsenbruchbach, Philopotamus ludificatus an Endert und Leinbach sowie P. montanus an Flaumbach und Leinbach, Polycentropus flavomaculatusam Elbbach, Ptilocolepus granulatus an Isenach und Leinbach, Rhyacophila fasciata an Bie-werbach und Wellbach, R. nubila an Elbbach, Flaumbach, Lauter, Wieslauter und Isenach, Sericostoma personatum/flavicorne an Biewerbach sowie Tinodes assimilis an der Isenach, T.rostocki an Ehrbach und Wieslauter. Diese Tiere wurden also bislang nur als Imaginalfund nachgewiesen, soweit Verbreitungskarten bekannt sind.

Wenn man sich die Verbreitungskarten von Rheinland-Pfalz unter www.Trichoptera-rp.deanschaut, fallen einige besondere Nachweise ins Auge. Zwar sind bislang lediglich 46 Arten mit Verbreitungskarten von den in Rheinland-Pfalz bekannten 216 Arten veröffentlicht. Von diesen 46 Arten wurden 14 Arten nachgewiesen. Deswegen kann auch nur ein Teil der geo-graphischen Verbreitung herausgegriffen werden. Im Folgenden wird auf die Gattungen Glos-sosoma, Ptilocolepus sowie die Familien Philopotamidae und Psychomiidae eingegangen.

Insgesamt sind 75 Arten (aus 100 Taxa) an Köcherfliegen aufgelistet, wobei die meisten Ar-ten im Rahmen des Makrozoobenthos-Monitorungs gefunden wurden. Viele Gattungen konn-ten aber als Imagines ergänzt werden, so etwa Glossosoma conformis, eine kaltstenotherme Art schnell strömender Gebirgsbäche, wo mehrere neue Nachweise im Hunsrück und Pfäl-zerwald getätigt wurden (Abb. 2.1). Die folgende Kartenauswahl zeigt Beispiel-Arten, bei denen die Verbreitung ergänzt wurde (rote Punkte). Im Gegensatz hierzu wurde Ptilocolepusgranulatus in ihren Fundorten bestätigt (Abb. 2.1), die Art kommt v. a. im Pfälzerwald vor, ist ebenfalls kaltstenotherm sowie krenophil und lebt in brillenetui-ähnlichen Köchern aus Was-sermossblättchen (saubere Oberläufe in Höhenlagen von RLP). Eine ähnliche Lebensweise hat auch die sehr seltene Chaetopterygopsis machlachlani, welche als „Pfälzerwaldart“ in Leinbach und Wellbach nachgewiesen wurde (Quellbäche, spiralige Köcher aus Quellmoos).

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Abb. 2.1: Verbreitung von G. conformis und P. granulatus in RLP (verändert nach P. NEU)

Abb. 2.2: Verbreitung von A. fuscipes und A. ochripes in RLP (verändert nach P. NEU)

Die beiden Schwesterarten Agapetus fuscipes und A. ochripes sind recht weit verbreitet und wurden im Rahmen des Projektes erstmalig an mehreren Fundorten in der Pfalz gefunden (Abb. 2.2). Die Karten wurden mit der Seite von P. Neu erstellt (www.trichoptera-rp.de).

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Netzbauender Filtrierer, welche eine schnellere Strömung bevorzugen, sind die Arten der Gat-tung Philopotamus (tagaktiv), von denen alle drei heimischen Arten nachgewiesen wurden. Sie leben im Lückensystem von Gebirgsbächen. Konnte bei P. ludificatus kaum die Verbrei-tung ergänzt werden (Sandstein), so wurde P. montanus erstmalig im Pfälzischen Raum ge-funden (Abb. 2.3). Diese bislang vermutete Verbreitungslücke konnte also als Untersu-chungsdefizit erkannt werden. P. variegatus wurde auch südlich der Lahn im Taunus nach-gewiesen (Abb. 2.4).

Abb. 2.3: Verbreitung von P.ludificatus und P.montanus in RLP (verändert nach P. Neu)

Abb. 2.4: Verbreitung von P.variegatus und W. occipitalis in RLP (verändert nach P. NEU)

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Wormaldia occipitalis ist ebenfalls eine gespinstbauende, filtrierende Köcherfliege der kalten Oberlaufregion. Sie sitzen unter Steinen und bauen feinste Netze, in denen auch kleinste Or-ganismen zurückgehalten werden. Auf taxonomischer Ebene ist hier in Kürze die Aufteilung auf zwei Schwesternarten zu erwarten (Typ 1 und 2), welche aber bisher noch nicht erfolgt ist.

Abb. 2.5: Verbreitung von T.assimilis und T.rostocki in RLP (verändert nach P. NEU)

Abb. 2.6: Verbreitung von T.unicolor und L. reducta in RLP (verändert nach P. NEU)

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Die drei Tinodes-Arten leben hygropetrisch auf von einem dünnen Wasserfilm überrieselten Substraten. Die selten und nur vereinzelt vorkommende T. assimilis etwa besiedelt Quellbe-reiche und Oberläufe von Bergbächen. Sie wurde erstmalig im südöstlichen Teil von Rhein-land-Pfalz (östlich von Kaiserslautern) nachgewiesen. Bei der häufigeren, in Bächen beheima-teten Art T. rostocki konnte ebenfalls Verbreitungsangaben hinzugewonnen werden, während die sehr seltene und kalkliebende Art T. unicolor, welche Kalkbäche bevorzugt, erwartungs-gemäß auch nur im Schichtstufenland im Großraum Bitburg gefunden wurde. Dort besiedelt sie in größeren Häufigkeiten den Loricherbach als typischen Kalksinterbach. Andere Köcher-fliegenarten fehlen, weshalb die Art als absoluter Spezialist angesehen werden kann.

Als besondere Funde können außerdem neben den oben genannten Arten gelten: Ecclisopte-ryx dalecarlica (Wieslauter) und E. madida (Wellbach, beide in schnellfließenden Bächen),Lithax niger (Quellen). Ironoquia dubia ist an temporäre Gewässer angepasst und wurde von allen Projektbächen nur im Heilbach nachgewiesen. Ceraclea senilis wurde an der Alf gefun-den (Monitoring), vorher wurde die Art seit 1970 nicht mehr nachgewiesen (ROBERT, 2001). Die Art ist typisch für kleine, saubere Flüsse und ernährt sich von Süßwasserschwämmen (GRAF et al., 1995).

Etliche nachgewiesene Köcherfliegen wurden zwar mehrfach in Rheinland-Pfalz gefunden, sind aber eher als selten zu betrachten, so Anomalopterygella chauviniana (Bergbäche), Para-chiona picicornis (pflanzenarme Quellen), Limnephilus auricula (langsam fließende Klein-gewässer), Potamophylax rotundipennis (mineralische Bäche) sowie Rhacophila obliterata(Bergbäche). Die im Landes-Monitoring gefundene und nicht selbst determinierte Rhyacophi-la cf. aurata erscheint in Rheinland-Pfalz unwahrscheinlich, da sie eher alpin verbreitet ist.

Ergänzend sei angemerkt, dass einige seltenere Köcherfliegen auch auf der Roten Liste Deutschland stehen (BFN 1998), so Stenophylax vibex und Chaetopteryx major (quellnahe Bäche, RL 3). Den höchsten Rote-Liste-Status hat Tinodes assimilis mit RL 2 (stark gefähr-det). Weitere Köcherfliegen mit RL-3- Status sind Brachycentrus maculatus, Ceraclea senilis, Hydropsyche fulvipes, Ironoquia dubia, Micropterna testacea und Oecismus monedula. Rhy-acophila obliterata steht auf der Vorwarnliste.