DOMINA

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„Wer es für schimpflich hält, Frauen zu dienen, der erkenne mich schuldig! Schmach ertrage ich gern, wenn Venus mich nur langsam quält, wenn meine Herrin schön ist. Du, Herrin nimm mich also auf, ich nehme alle Bedingungen an. Die Bettgesetze diktiere du!Spotte meiner, und du wirst über mich herrschen!“Ovid

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Für

Petra

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Inhalt

Vor-Sätze

Erstes Kapitel Ursache, Plan und Wirkung

Zweites Kapitel Nonnenkleid und Bar Bizarr

Drittes Kapitel Strumpfhosen und Natursekt

Viertes Kapitel Fütterungszeiten

Fünftes Kapitel Konsequente Anleitung in zehn Schritten

Zitate, Quellen, Namen und weiterführende

Informationen

In eigener Sache

Nachsätze

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Vor-Sätze

er Beruf der Domina ist mit vielen Klischees behaftet. Die

Peitsche schwingend und sündig bestrapst gibt sie sich

vorzugsweise sehr zahlungskräftigen Männern hin, die

nur um der Strenge willen ihren Obolus entrichten. Das Märchen vom

leichten Nebenher-Verdienst wird gern geglaubt und lässt die brave

Hausfrau wohlig erschauern. Dominanz und Unterwerfung,

Disziplinierung und Gehorsam sind Begriffe, die anziehen,

abschrecken und polarisieren.

Wenn es im Ehebett nicht mehr so recht klappt, dann werden

im Sexshop eine Spielzeuggerte, und vielleicht auch kunstfellbesetzte

Handschellenimitate erworben. Das Spiel von Dominanz und

Unterwerfung soll beginnen, und scheitert zu oft kläglich. Dominanz

und Unterwerfung ist ein Spiel, das mit den Sinnen gespielt wird.

Nicht jede Frau in Lack, Latex oder Leder ist eine Domina und die oft

leichtfertig zitierte Naturdominanz kein Ersatz für fehlende

Kenntnisse. Auch „Tabulosigkeit“ und „Hingabe“ reichen nicht aus,

um als Sklavin oder Zofe durchzugehen.

Oft steht der Gedanke ans schnelle Geldverdienen im

Vordergrund der Motivation. Frauen bieten Praktiken an, deren

psychologische Bedeutung sie nicht kennen. Gute Ausbildung ist in

dieser Branche Mangelware. Oft vergessen wird, dass nur das

Vertrauen der Stammgäste das Fundament des beruflichen Erfolgs

ist.

DD

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Erstes Kapitel

Ursache, Plan und Wirkung

„Wer es für schimpflich hält, Frauen zu dienen, der erkenne mich

schuldig! Schmach ertrage ich gern, wenn Venus mich nur langsam

quält, wenn meine Herrin schön ist. Du, Herrin nimm mich also auf,

ich nehme alle Bedingungen an. Die Bettgesetze diktiere du!

Spotte meiner, und du wirst über mich herrschen!“

Ovid

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ch hatte schon mehrere Wochen nichts mehr von Viola gehört.

Sie hat mir irgendwie und doch nicht so wirklich gefehlt, denn

ich war in monetären Angelegenheiten anderweitig

beschäftigt. Um zwölf Uhr am frühen Mittag bekam ich ganz

überraschend ihren telefonischen Anruf. Meine beste Freundin

wollte etwas Wichtiges mit mir besprechen, aber ganz entgegen ihrer

Gewohnheit war sie am Telefon sehr einsilbig, und wie ich aus dem

Zusammenspiel von Stimmlage und kleinen Schluchzern

interpretieren konnte, auch seelisch etwas niedergeschlagen.

Echte Freunde helfen selbstlos, und wenn etwas getan

werden muss, dann muss es nun mal getan werden. Wir

verabredeten uns kurz und bündig im Bellini, unserem Stammlokal,

und fröhlich gestimmt begab ich mich auf den Weg. Viola wartete

schon ungeduldig auf mich, was äußerst ungewöhnlich war, denn

II

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Viola ist chronisch unpünktlich. Ich saß noch nicht, genauer gesagt,

mein Gesäß hatte noch nicht die Sitzfläche des Stuhls berührt, da

brachte mir der Kellner ein von Viola geordertes Getränk. Über diese

großzügige Geste erfreut nahm ich an, dass Viola auch beabsichtigte,

die Rechnung zu bezahlen. Vielversprechend klirrten die Eiswürfel im

hohen Glas, und noch sah ich den Zusammenhang der Zeichen nicht.

Viola sagte nichts und saugte dafür etwas zu geräuschvoll, ich musste

unwillkürlich an eine verdurstende Kuh vor der Notschlachtung

denken, nervös an ihrem grünen Happy-Hour-mit-buntem-

Schirmchen-Cocktail. Ihre sorgfältig und dunkelrot geschminkten

Lippen zitterten leicht, fast unmerklich. Selbst im halbdunklen

Ambiente der Bar waren die Tatsachen des Tages nicht zu übersehen.

Meine schöne Freundin Viola sah entgegen ihrer üblicherweise

perfekt durchgestylten Optik schlecht aus. Die Handbewegungen

waren fahrig. Sie knibbelte mit dem Daumen ihrer linken Hand am

kleinen Finger derselben. Ich sah zarte Hautfaltenkränzchen unter

und neben ihren Augen, die mir bis dahin nicht aufgefallen waren,

denn Viola ist seit mindestens fünf Jahren, wenn nicht sogar seit

sieben Jahren Dreißig, also nimmer noch im besten Frauenalter. Dazu

kamen halb fünf angerauchte und offensichtlich nervös ausgedrückte

Zigaretten im PERNOD-Aschenbecher auf dem runden Bistrotisch, die

mir eine eigenartige, sogar ungelöste Spannung signalisierten. Viola

war offensichtlich sauer, und zwar richtig und nicht auf mich und das

gab mir ein beruhigendes Gefühl.

Heiter nach einem Gesprächsthema suchend, wurde ich von

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meiner besten Freundin radikal und verbal abgewürgt. Sie fiel mir,

und das hasse ich besonders, ins unausgesprochene Wort. Ich senkte

den Blick aufs Wesentliche und trank, brav ihren Worten lauschend,

aus meinem hohen Glas.

„Manchmal frage ich mich, wie ich mich nur so täuschen

konnte. Am Anfang ist der mir hinterhergelaufen wie ein kleiner

Hund. Er war doch so ganz anders, so liebevoll.“

„Der Depp“ dachte ich als Zusatz und sprach es nicht aus,

denn die Order gebot mir zu schweigen. Außerdem ist Werner mein

bester Kumpel und dazu auch mein Steuerberater in Personalunion.

Dann, nach einer kurzen Pause und einem leisen saugenden

Geräusch an ihrem Strohhalm: „Steuerberater! Ich hätte es mir ja

denken können.“

„Was?“ wollte ich fragen, aber ich unterließ es, denn Violas

Stimme wurde unangenehm lauter, und mit dem besonders

vorwurfsvollen Ton, der jeden mitfühlenden Mann augenblicklich zu

einem verzweifelten Rechtfertigungsversuch treibt, bekam ich volle

Kanne die erste Breitseite vor den Bug: „Warum hast du mich nicht

gewarnt. Du bist doch sein Freund. Du musst doch etwas davon

gewusst haben …“

Das war keine versteckte, sondern eine eindeutige

Schuldzuweisung an den Komplizen, die Sau. Ich, der ich mir als

qualifizierter Kartenleger und Zukunftsdeuter einen guten Ruf

erworben hatte, musste für mich zugeben, dass ich nichts wusste.

Mit meiner Verantwortung für Violas Zukunft hatte ich eindeutig

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versagt. Zwar erinnerte ich mich noch vage, dass ich sie vor den

Folgen einer zu schnellen Ehe gewarnt hatte, aber meine ernste

Warnung war mit einem gehechelten „hör nicht auf, mach weiter,

sonst komm ich nicht …“ und in der allgemeinen Vorfreude

untergegangen wie die Titanic nach der Kollision mit ziemlich viel

gefrorenem Wasser.

Eigentlich hatte ich eine ziemlich schlechte Ausgangsposition,

denn alles was ich hätte einwenden können, wäre falsch gewesen.

Mein leiser, mit einem „Aber...“ begonnener Satz wurde nicht

registriert, denn gute Ratschläge geraten schnell in Vergessenheit

und jeder fundierte Einwand wäre nichts anderes als eine schlechte

Entschuldigung aus der Defensive gewesen.

„Warum bin ich nicht aufgewacht, als er mir einen Tag vor

dem Standesamt den beschissenen Ehevertrag hingelegt hat. Zu

unserer Sicherheit hat er gesagt. Denn er ist ja Selbstständig hat er

gesagt. Und mir soll nichts passieren, falls die Geschäfte mal nicht so

laufen. Das ich nicht lache!“

Ein kurzes, hastiges Ziehen an ihrer Filterzigarette unterbrach

den vorwurfsvollen Monolog. Plötzlich erschien mir der Tag grau und

deprimierend. Ich fühlte mich beschissen, ganz so als ob ich die

Mitschuld an der prekären Ehesituation meiner Freundin Viola tragen

müsste, und ich wusste immer noch nicht, was geschehen war, denn

Viola ist zwar sehr redegewandt, aber eine schlechte Zuhörerin und

manchmal auch keiner logisch aufgebauten Rede fähig.

„Ja klar, ich war schon irgendwie beeindruckt. Das große Haus

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und so. Irgendwie tat er mir auch leid. Die ganzen Geschichten von

seiner Ex, die ihn nur ausgenützt hat. Er war so sanft und einfühlsam.

Warum bin ich nicht aufgewacht, als er mir die teure Uhr von seiner

Ex erst zur Hochzeit geschenkt und einen Tag danach wieder

weggeschlossen hat, kannst du mir das sagen?“

Natürlich hätte ich das kurz und knapp sagen können, aber ich

schwieg besser. Bei genauer Beachtung der Umstände hätte ich mich

auch nicht anders verhalten. Frauen und feinmechanische

Präzisionsgeräte sind eine Sache für sich, und zum Abwasch trägt

verheiratete Frau schon aus stilistischen Investitionsgründen keine

Cartier.

„Angeblich damit sie nicht gestohlen wird. Jetzt lauf ich mit so

einer blöden Swatch rum. Ein richtiger Erbsenzähler. Ich hab eine

Scheißwut im Bauch!“

Ich war zwar ziemlich betroffen. Nicht wegen der Uhr und

nicht wegen dem Verhalten von Werner. Die Uhr an Violas

Handgelenk fand ich eigentlich sehr hübsch. Mehr konnte man für

knapp unter fünfzig Euro nicht erwarten und Gutes (die teure Uhr)

gehört nun mal sorgfältig weggeschlossen.

Ich war betroffen, und die Frage war immer noch nicht

geklärt, warum Viola wegen einer Uhr am Arm so mitgenommen

aussah. Intuitiv spürte ich, dass da noch was war. Etwas gut

verstecktes, etwas was man nur einem guten, und zwar nur dem

allerbesten Freund erzählen konnte. Die stramm geschnürte Uhr an

Violas Handgelenk war nur das Ablenkungsgambit.

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„Schätzchen (meine übliche Frauenallroundansprache um

eventuelle Verwechslungen auszuschließen) du hast natürlich recht.

Das mit der Uhr ist von Werner nicht besonders großzügig. Vergiss es

einfach. Er ist doch eigentlich ein anständiger Kerl.“

Ein kleiner Schluck Cappuccino, frisch gezapft und vom

pomadierten Italiener geliefert, unterbrach mein scheinheiliges

Mitfühlen. Ungefragt und darum auch noch nicht beantwortet spürte

ich, dass Viola noch etwas anderes auf dem Herzen hatte.

„Sag mal, ist da noch was anderes passiert? Ich spür doch,

dich bedrückt noch irgendwas?“

Es war die befreiende Frage und jetzt platze es aus ihrem

schönen Mund heraus. Sie musste es einfach jemandem erzählen.

Jemand dem sie vertraut, den sie liebt und den sie verehrt. Ihrem

besten Freund Raoul.

„Die Sau geht regelmäßig zu einer Domina und macht ihr

teure Geschenke.“

Es war klar und unmissverständlich gesagt, und symbolisch lag

das Geheimnis unverhüllt auf dem Bistrotisch. Ich musste zugeben,

einen kurzen Moment war ich irritiert. Viola hatte etwas zu laut und

etwas zu hysterisch gesprochen. Die anderen Gäste sahen neugierig

auf ein Sensatiönchen hoffend zu uns her. Nicht das mich das gestört

hätte, denn aus Andeutungen ahnte ich schon längere Zeit, dass

Werner mit Chantal liiert ist, die zusammen mit Fabienne, Violas

bester Freundin und gleichzeitig meine Ex-Affäre, einen kleinen

Swinger-Club mit separatem Studio-Bizarr betreibt. Allerdings muss

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ich zugeben, dass ich das von Werner am allerwenigsten erwartet

hätte. Werner der sanfte, der gut verdienende Unternehmer, der

knallhart rechnende Steuerberater der jeden Cent vor dem Ausgeben

dreimal auf Kosten und zu erwartendem Nutzen prüft. Der sensible,

der gute Werner, mein Freund und bester Kumpel unterwirft sich

einer Domina und macht ihr teure Geschenke. Irgendwie fand ich das

beeindruckend und gleichzeitig keimte tief in meinem Innern so

etwas wie ein bewunderndes Neidchen auf, und ich dachte daran,

dass ich mal wieder mit Fabienne telefonieren sollte.

„Ich weiß nicht was ich tun soll? Ich weiß nicht wie ich damit

umgehen soll. Kannst du mir helfen“

So konnte ich sie gut leiden. Viola, meine beste Freundin hatte

Kummer und sie kam de- und reumütig mit ihren Sorgen zu mir.

„Schätzchen bleib ganz ruhig und mach dir keine Sorgen, du

musst doch nicht damit umgehen, es wird doch mit dir getan“ war

meine diplomatische Antwort.

Natürlich sagte ich ihr nicht, dass ich Werner irgendwie

verstehen konnte. Tief in der Seele, gut versteckt und nur für wenige

Menschen zugänglich lauern nun mal die wahren Sehnsüchte. Und

die erzählt man nicht der Ehefrau, auch nicht dem sich für die Familie

abrackernden Ehemann, sondern allenfalls und nur unter ganz

bestimmten Voraussetzungen der Geliebten, auch wenn sie nicht

geliebt, sondern allenfalls genutzt wird. Umgekehrt und wenn eine

Frau eine Affäre kultiviert, muss der Mann draufkommen, was Frau

sich ganz insgeheim wünscht. Das erinnerte mich, dass auch ich gut

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verborgene Lüste habe, von denen niemand etwas weiß. Verlassen

wir nun für einige Minuten meine empörte Freundin Viola, denn eine

meiner Leidenschaften möchte ich dir erzählen, aber bitte behalte

das Geheimnis für dich.

Als Heranwachsender, so mit zehn oder elf Jahren hatte ich

ein mein Leben prägendes Schlüsselerlebnis. Es war nicht die übliche

jugendliche Erregung für Fußball oder die Mitgliedschaft im Verein

christlicher junger Männer. Für das Erstere war ich zu unsportlich,

andrerseits habe ich seit frühester Kindheit eine nachkriegsgeprägte

Abneigung gegen Koppelschlösser, Uniformhemden und jede Form

von Lagerfeuerromantik. Mich, den pubertierenden Jungen hatten

mehr die geistigen und feinstofflichen Dinge begeistert. Meine

Obsession konzentrierte sich damals auf gehobene Literatur der

Buchgattung Science Fiction. Bücher über die Welt von Übermorgen

hatten es mir besonders angetan und ich muss zugeben, auch bis

heute inspiriert. Ich kann sogar behaupten, dass Buck Rogers, Tailspin

Tommy und die intergalaktischen Reisen von Flash Gordon (die

älteren, männlichen Leser wissen wen ich meine) meinen Lebensweg

wesentlich mitgeprägt haben. Daran kannst du erkennen, dass mein

Forscherdrang auch schon in jungen Jahren unergründlich war. Der

heimliche Blick in die Zukunft erschien mir spannend und auch

verheißungsvoll. Zum einen wusste ich als neugieriger und darum

auch phantasievoller Mensch, sowohl körperliche, als auch geistige

Qualitäten zu verbinden. Andrerseits empfand ich den Gang in die

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öffentliche Leihbücherei zu der blonden Bibliothekarin mit dem

Pferdeschwanz (ein in den sechziger Jahren gebräuchlicher Ausdruck

für eine sportliche Damenfrisur) als mystische Kulthandlung, denn ich

war nicht nur literarisch interessiert, sondern hauptsächlich

unsterblich, aber zu meinem damaligen, und auch heutigen Kummer

unerreichbar (ich war zu jung, sie zu alt) in die unnahbare Dame

verliebt.

Der Leihbestand der von mir bevorzugten Buchgattung in der

besagten öffentlichen Bibliothek bestand aus vier ziemlich

abgegriffenen Büchern mit aufgeklebtem, glatt- und glänzendem

Plastik-Schutzeinband. Es war natürlich purer Zufall, dass die vier

Science Fiction Bücher im ersten Bücherregal (vorne rechts) ganz

unten und genau gegenüber vom Schreibtisch der besagten

Bibliothekarin standen.

Geprägt durch ein konservatives Elternhaus konnte ich damals

noch nicht das ausdrücken was ich, der schwäbische Jungmann tief in

meinem Innern empfand. Heute und nach Jahrzehnten des Suchens

weiß ich es. „Lass mich knien, lass mich schauen, lass mich sterben,

lass mich leben“, waren meine mannwerdenden, aber

fragmentierten Gedanken. Oft verbrachte ich ganze Nachmittage

damit, in kurzen Lederhosen und mit gesenktem Kopf kniend, den

weichen Plastikeinband der Bücher zu fühlen, während die

Bibliothekarin mit prüfendem, aber gelangweilten Blick aus ihren

Augenwinkeln, mich nicht beachtete, um manchmal, wenn ich

vielleicht zu laut blätterte, fast unmerklich die sorgfältig zu schmalen

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Strichen ausrasierten Augenbrauen zu heben. Mit ganzen Herzen

sehnte ich mich danach, dass diese mystische Stille in der

Leihbibliothek durch ein leises, kaum hörbares Geräusch

unterbrochen würde. Manchmal habe ich es gehört, das leise, fast

raschelnde Geräusch das nur dann entsteht, wenn Nylon an Nylon

gerieben wird - wenn sie die Stellung ihrer Beine veränderte, oder

sogar, was nur sehr selten geschah, die Beine übereinander schlug.

Due siehst, ich kann mitreden. Denn ich habe eine wichtige

Lektion fürs spätere Leben gelernt. Sie lautet: Willst du etwas

Extravagantes erleben, musst du bezahlen.“

Damals habe ich nach langen und sorgfältigen Prüfungen und

in wechselndem Rhythmus eines der Bücher ausgeliehen. Ich habe

meinen Obolus bezahlt und nachts mit fiebrigem Blick unter der

Bettdecke, im Schein einer funzeligen Taschenlampe zu lesen und am

nächsten Tag mit hochrotem Kopf und stotternd zurückzubringen.

Jedes dieser vier Bücher habe ich mindestens zwanzigmal

ausgeliehen und nicht nur die Einbände, sondern auch der Geruch

und jede Zeile ist mir auch heute noch gut in Erinnerung. Ich konnte

aber nicht heraus bekommen, ob mich die blonde Bibliothekarin

jemals so bemerkt hatte, wie ich es gerne gehabt hätte. Dazu war sie

als Aufseherin über die stramm stehenden und akkurat sortierten

Bücher zu beschäftigt.

Nur ein einziges Mal durfte ich mich mit ihr ausführlich

unterhalten. Genauer gesagt, sie hat mich angesprochen und ich

habe mit hochrotem Kopf und schweißnassen Händen geschwiegen.

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Vermutlich dachte sie, dass meine Treue belohnt werden müsste.

Exzentrisch wie sie nun mal war, empfahl sie mir einen Western, und

zwar das Buch „Blonder Panther Rocky“ von Frank Wells aus dem

Paul Feldmann Verlag. Bis heute hüte ich dieses Buch wie einen

kostbaren Schatz, denn ich bin danach nie wieder in die

Leihbibliothek gegangen. Die Leihgebühr von vierzig Pfennigen für

sieben Tage, und die Nachgebühr in Höhe von zwanzig Pfennigen für

je drei Tage bin ich ihr bis heute schuldig geblieben, und dafür

schäme ich mich.

Später, es muss so um das Jahr 1966 gewesen sein, habe ich

sie noch hin und wieder gesehen. Sie war die erste Frau die auf

einem BMW-Kraftrad und in einer grünen Ledermontur durch

Sindelfingen gefahren ist – eine unerreichbare Göttin in eng

sitzendem Leder. Diese Erlebnisse sind mir auch heute noch so in

Erinnerung, als ob sie gestern gewesen wären.

Viele Jahre später, ich war inzwischen gutbürgerlich

verheiratet und frei von jeder Sünde, es waren die späten siebziger

Jahre des letzten Jahrhunderts, habe ich sie wiedergetroffen. In

diesem Moment waren meine harmlosen One-Night-Liebeleien,

meine Ehen, meine vergangenen Lieben nur noch dünner

Ersatzkaffee. Plötzlich wusste ich, was ich schon immer gesucht und

was mir wie die Luft zum Atmen gefehlt hatte. Ich brauchte die harte

Droge. Das Irreale war meine brave Vergangenheit, der ich nicht

mehr hinterher laufen durfte. Groß, schön und mit einem ästhetisch

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proportionierten Körper stand sie vor mir – ein Wesen nicht von

dieser Welt. Eine makellosen Herrscherin, die in meiner Phantasie

schon lange vorhanden war.

Ja, damals war das noch anders. Lack, Leder und Latex waren

für den braven Bundebürger noch so weit entfernt wie unser alter

Mond von der Venus. Madonna und Britney Spears tanzten noch

nicht in Straps-Netzstrümpfen am Korsett auf den Bühnen herum,

und sie vollführten noch keine Bewegungen wie drei Jahre in

Einzelhaft gehaltene Nymphomaninen. Des braven Michaels Welt in

den Vorstädten bewegte sich zwischen Strumpfhosen und behaarter

Muschi-Marianne.

Plötzlich spürte ich den Stich in meiner linken Herzkammer.

Sanfte und ausdrucksvolle Augen sahen mich an, durch mich

hindurch und nahmen mich nicht wahr, denn ich saß klein und

unbedeutend, tief unter ihr auf meinem mit rotem Samt bespannten

Stuhl. Das eng geschnürte Leder, oder war es Latex, ich weiß es nicht

mehr, glänzte wie mit nassen Morgentautropfen beschlagen an

ihrem Körper. Ihr sinnlicher Mund verhieß all das, was es im biederen

Alltagsleben niemals geben würde, denn Obszönitäten gehören nicht

zu einer klassisch strukturierten Ehe. Staunend nahm ich zur

Kenntnis, dass sie sich mit einer tiefen kehlig-vibrierenden Stimme

gewählt ausdrücken konnte. Sie besaß zweifellos etwas mehr Esprit

als die Standard-Alltagsfrau an der Constructa. Dazu war sie auch

noch intelligent und belesen. Mit einer magischen Ausstrahlung,

unnahbar und unberührbar, wusste sie was sie sagte. Meine neue

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Göttin war käuflich, nicht für jeden Preis und nur für einen exquisiten

Kreis ausgesuchter Kenner, die es sich leisten konnten. Jetzt, dicht

vor mir und überlebensgroß war die selbstbewusste Frau von der ich

immer geträumt hatte. Auf der Kinoleinwand bewegte sich Gudrun

Landgrebe als Domina in dem Filmmelodram „die flambierte Frau“

von Robert van Ackeren. Nie zuvor hatte ich ein vergleichbares

Wesen in ähnlicher Vollendung gesehen. Dieser Film war der

Auslöser zum Aufbruch in eine neue Welt. „Walk on the wild side“

wollte ich. Auf dem Weg in eine irreale Welt, jedenfalls für mich und

nicht zu meiner Allerweltsehe gehörend. Das erste Mal verstand ich,

warum sich brave nichtrauchende Ehemänner sich aufraffen, zum

Zigarettenautomaten gehen, und ohne sich umzusehen alle Brücken

zur alten Welt abbrechen.

Auch mir ist das Klischee von der bestrapsten und

peitscheschwingenden Domina, die exquisite sexuelle Praktiken

anbietet, nicht ganz fremd. Atemberaubend hohe High-Heels und

mattglänzende Handschellen sind die verbotenen Zutaten des

Spießertraums von der gleißend, schwarzledern glänzenden Domina,

die es weder in der familienfreundlichen Neubausiedlung, und noch

weniger im geregelten Ehealltag gibt. Es ist die geile Phantasie von

einer Meisterin im großen An- und Fertigmachen für eine kleine und

auserwählte Minderheit, die es sich leisten kann, aber so pervers ist,

dass man davon nur hinter der bekannten „vorgehaltenen Hand“

spricht, weil man ja selbst nicht so ist. Die Domina ist die wahre

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[Aus meinem Kurzgeschichtensammlung „Leben mit Viola“] ____________________

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Königin unter den Frauen. Sie sorgt diktatorisch für sozialen Ausgleich

in einem bis zum Überdruss geregelten Alltag sorgt. „I wanna be your

dog“ ist der Wunsch den sie gnädig gegen nicht zu wenig Geld erfüllt.

Mit gewählten Worten und einem altenglischen Internats-Rohrstock

in der Hand, verfügt sie nach Belieben über eine gutsituierte

Kundschaft, die wie ein Hund das eingebläut bekommt, was sie

eigentlich verdient.

Du siehst, ich kann mitreden und nur das zählt bei meiner

authentischen Story.

Viola unterbrach ihren Redeschwall, denn verärgert hatte sie

bemerkt, dass meine Augen geschlossen, mein Kopf geneigt und die

Hände wie zum Gebet gefaltet waren. Nach einem Anstoß mit ihrem

rechten Zeigefinger gegen meine linke Schulter, nahm ich ihre

Stimme wieder wahr und öffnete die Augen.

„Kannst du mir sagen, warum Männer zu einer Domina

gehen“ war ihre Frage, verbunden mit einem verzweifelt bittenden

Unterton.

Ich hätte es ihr sagen können. Das Unerreichbare ist der

Schlüssel. Eine Ehefrau ist erreichbar und verfügbar. Das ist der

Unterschied. Aber sollte ich mich auf eine endlose Diskussion mit viel

weiblichem Unverständnis einlassen? Viola ist zwar promiskuitiv

orientiert und nach mehr oder weniger deutlichen Hinweisen auch

gegenüber Neuem durchaus aufgeschlossen, aber mir war klar, dass

sich ihr die philosophischen Aspekte von Dominanz und

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Unterwerfung ohne qualifizierte Ausbildung nicht erschließen

würden. Zu sehr war und ist sie in dem Klischee gefangen, dass der

hochkarätige Beruf der Domina (von mir auch Expertin für

Nutzungsfragen genannt) nur mit Peitsche gleichzusetzen ist und das

wäre etwa so, wie wenn man eine Currywurst aus der Dose mit

einem fünf-Sterne-Menü vergleichen würde.

Vielleicht hat der Beruf, das Bildungsniveau und dazu das

Alter eine direkte Beziehung zu den nicht nur männlichen Phantasien

von Macht, Ohnmacht, Führung und Unterwerfung. Ich weiß aus

zuverlässigen Quellen, dass auch viele Frauen exquisite Spiele lieben,

und ich kenne Einige, bei deren Phantasien sogar ich vor Scham einen

roten Kopf bekomme. Astrid zum Beispiel liebt es, nackt und nur mit

einem Hundehalsband geschmückt, unbekannten Herren vorgeführt

zu werden. Sandra trägt tagtäglich und gehorsam einen unbequemen

Edelstahlplug und Iris liebt es, zur allseitigen Nutzung, bestens in

Plastikfolie verpackt und angeschnallt auf einem Strafbock zu liegen.

Angie dagegen, bevorzugt auf Zehenspitzen stehend die hängende

Variante mit kunstvoll abgebundenen und hochgeklammerten

Brüsten. Alle vier Damen aus meinem näheren Bekanntenkreis sind

konservativ mit ahnungslosen Ehemännern verheiratet und üben

ehrbare Berufe aus.

Auch Werner ist beruflich sehr erfolgreich und kann sich so

ein ausgefallenes Hobby locker leisten. Nur Viola verstand nicht,

warum ausgerechnet ihr Werner so eine überaus großzügige Ader

hatte, nur nicht für sie. Seine Domina war ihm lieb und teuer und

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Viola konnte sich mit einer hübschen Swatch rumschlagen.

„Schätzchen, nimm es nicht so tragisch. Vielleicht hat Werner

seine religiöse Ader entdeckt. Eine Domina war früher einmal die

Vorsteherin eines Klosters. Oder er geht aus therapeutischen

Gründen zu ihr und lernt neue Managementtheorien ...“ war mein

untauglicher Versuch, die Situation ins Humorvolle zu ziehen, was mir

natürlich gründlich misslang.

„Wenn die Sau schon viel Geld für so eine ausgibt, warum hält

er mich dann so kurz?“

Auf Violas Frage war ich irgendwie gefasst, aber ich sagte

nichts dazu, denn nach meiner Ansicht bekommt Viola von Werner

mehr als genügendes Haushaltsgeld. Das Problem ist, dass sie damit

nicht auskommt. Plötzlich konnte ich das kommende Unheil förmlich

riechen, denn ich spürte, dass ich wieder einmal die Rechnung zahlen

sollte, und Violas Zigarettenverbrauch dazu. Plötzlich hatte ich die

Erleuchtung. Ich musste Viola nur auf die rechte, die richtige Fährte

bringen, dann wären damit alle Probleme gelöst. Ich nahm ihre

schweißige Hand mitfühlend in die Meine und sah ihr tief in die

Augen, bevor ich zu ihr sprach: „Schätzchen, du tust mir wirklich leid,

aber warum zahlst du es ihm eigentlich nicht zurück. Domina ist doch

nicht so schwer. Das kannst du doch auch …“

Viola sah mich mit großen Augen an und ich sah, wie es hinter

ihrer Stirn zu arbeiten begann. Das war die Chance, das Angenehme

mit dem Nützlichen zu verbinden, darum fügte ich den Wissenden

spielend hinzu: „Außerdem verdienen die Damen gut und so ein

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Nebenverdienst nebenbei …“

Ich hatte den Satz noch nicht ganz ausgesprochen, da spürte

ich intuitiv, dass meiner besten und mittelalten Freundin Viola der

Beruf der Domina Spaß machen würde.

„Du meinst ich kann das?“

„Natürlich kannst du das. Du siehst nach was aus. Du bist

gepflegt und intelligent, und du hast doch keine Hemmungen. Du

musst nur bereit sein, dazu zu lernen. Dann ist das ganz einfach.“

Insgeheim dachte ich an die Binsenweisheit, dass Lehrjahre

keine Herrenjahre sind. Ich musste lächeln, denn vor mir sah ich Viola

als Auszubildende im ersten Lehrjahr. Die Gelegenheit war günstig,

und darum gab ich Viola den entscheidenden Tipp: „Fabienne ist

doch jetzt mit Chantal zusammen …“

„Ja ich weiß, aber ich kenn sie nicht. Fabi hat mir nur erzählt,

dass sie hin und wieder in einer Bar aushilft.“

„Schätzchen, das ist nicht ganz so. Chantal hat einen kleinen

Club und Fabienne hilft nicht nur hin und wieder, sondern ziemlich

oft und sehr aktiv da aus.“

„Das wusste ich nicht?“ Violas Stimme klang verwundert, aber

ich war es nicht, denn Viola hat eine reizvolle Schwäche, sie kann

nicht zuhören.

„Das ist eigentlich keine Bar, das ist sowas ähnliches wie ein

Swinger-Club und dazu gehört auch ein Studio. Chantal betreibt es

und sie angeblich sehr erfolgreich …“

Viola sah mich mit großen Augen an und einen kleinen

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Moment dachte ich, dass ich vielleicht zu viel gesagt hätte. Denn

selbst ein Blinder hätte die Spur sehen müssen. Nicht Viola, die nicht

sehr geschockt, eher bewundernd über Fabienne sprach.

„Das hätte ich von Fabi gar nicht gedacht. Die macht auch

sowas? Jetzt weiß ich, warum sie in der letzten Zeit so wenig Zeit hat.

Und dann die neuen Klamotten …“

„Genau …“ Bei Viola war der Groschen mit deutlich

hörbarem Klingeln gefallen.

„Du meinst, ich soll mal mit ihr reden?“

„Ja, genau das mein ich.“

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Zweites Kapitel

Nonnenkleid und Bar Bizarr

Liebe Viola, es kann sein, dass du noch unschlüssig bist. Doch du solltest

wissen, dass du eine wichtige Rolle in unserer modernen Gesellschaft

spielen wirst. Mit deinem zukünftigen Beruf sicherst du das Wachstum der

Wirtschaft und unseren Wohlstand. Du wirst mehr Besuche zu den

ungeeignetsten Zeiten empfangen und frohem Herzen mehr

Unbequemlichkeiten ertragen als die Masse der übrigen Berufstätigen.

Wenn du deinen Beruf gewissenhaft ausübst – und davon bin ich

überzeugt, bringst du mehr Freude, korrigierst mehr Fehler, gleichst mehr

Differenzen aus, verschwendest mehr Kraft und Nerven und hörst dir mehr

Sorgen und Nöte an, ohne deine Ruhe zu verlieren, als irgendeine andere

Gruppe von Menschen. Wenn man über dich spricht, wirst du individuell

und kollektiv abwechselnd in den Himmel gehoben und verdammt, man

diskutiert über dich öffentlich und hinter verschlossenen Türen, in Herren-

und Damenzimmern, in Bars und anderen geistigen Orten, von ebenso

vielen Standpunkten aus mit derselben Heftigkeit wie in den Schlagzeilen

seriöser und anderer Zeitungen. Fürwahr, meine Liebe. Wenn du deinen

Beruf als Berufung siehst und mit Herz und Verstand ausübst, hältst du die

Räder der Wirtschaft und den Geist der Menschen in Bewegung. Mehr kann

von keinem Menschen gesagt werden. Deshalb sprich niemals abfällig über

eine Domina, es sei denn, du möchtest ihr schmeicheln.

Frei nach einer Rede von John F. Kennedy

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iola hat meinen Rat zum Herzen genommen und zu einer

pekuniären Herzensangelegenheit gemacht. Sie hat lang

mit Fabienne telefoniert, und trotz moralischer Bedenken

den Entschluss gefasst, sich die „Sache“ mal ganz unverbindlich

anzusehen. Wir sind hinter einem Spiegel und können, ohne dass wir

bemerkt werden, die Ereignisse beobachten.

Noch sehen wir nichts, aber wir hören laute Radiomusik,

unterbrochen von Verkehrsmeldungen.

Du musst nicht stehen. Setz dich. Der mit rotem Samt

bespannte Stuhl ist für dich bestimmt. Nur für dich mein Freund,

öffne ich jetzt den Vorhang, und ich führe dich auf dir unbekanntes

Terrain.

Vor uns sehen wir einen langgezogenen Tresen aus dunklem,

im gedrechselten Mahagonistil gehaltenem Holz. Hinter dem Tresen

befindet sich eine verspiegelte und beleuchtete Rückwand. Vor dem

Spiegel sind fragile Glasregale angebracht, auf denen, wie in solchen

Etablissements üblich, Flaschen mit hochprozentigem Inhalt stehen.

Das Ambiente der Bar macht einen etwas plüschigen Eindruck und

entspricht dem Stil der frühen achtziger Jahre. Vor dem Tresen

stehen drei Barhocker. Die Sitzflächen haben einen Plastikbezug mit

schwarzweißem Zebramuster.

Wir sehen Viola in Seitenansicht, die mit übereinander

geschlagenen Beinen auf dem mittleren Barhocker sitzt. Viola hat

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einen schlichten, schwarzen Hosenanzug, eine weiße Bluse und

hochhackige, schwarze Schuhe mit kleinen Riemchen um die Knöchel

an. Viola dreht uns noch die rechte Schulter zu.

Achte auf ihre Handbewegungen. Daran kannst du erkennen,

dass sie sich unbehaglich fühlt. In der linken Hand hält sie ein

Feuerzeug, mit dem sie mit kleinen Bewegungen nervös auf den

Tresen klopft. Viola raucht eine Zigarette und sie wippt mit dem

linken Fuß. Vor Viola steht ein halbvolles Sektglas. Daneben siehst du

einen Sektkühler mit der Aufschrift „G.H. Mumm & Co CORDON

ROUGE“ in dem eine leere Sektflasche mit dem Hals nach unten

steckt. So wie es aussieht besucht Viola ihre beste Freundin Fabienne

am Arbeitsplatz.

Hinter dem Tresen siehst du Fabienne. Fabienne ist eine

attraktive, feuerrothaarige Frau um die Dreißig und mit etwas fülligen

Formen. Sie hat lange, bis zur Mitte ihres Rückens reichende Haare.

Ihre Haare sind bis auf zwei kleine Strähnchen die ihr ins Gesicht

fallen, streng nach hinten gekämmt und zu einem Pferdeschwanz

gebunden. Fabienne ist sehr sorgfältig, fast übertrieben auffällig

geschminkt. Jetzt dreht sie sich um und stellt eine ungeöffnete

Sektflasche neben den Kühler. Sie geht nach rechts, bückt sich und

verschwindet kurz aus unserem Blickfeld und kommt dann hinter

dem Tresen hervor. Fabienne hat ein graues bis zur Mitte ihrer

Oberschenkel reichendes, weites und verwaschenes Shirt an, das

nicht so recht zu ihrer Erscheinung passt. Auf der Vorderseite des

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Shirts ist ein ehemals roter, jetzt ziemlich verwaschener Mund mit

einer herausgestreckten Zunge aufgedruckt. Sie setzt sich neben

Viola auf einen Barhocker. Man ahnt und kann es undeutlich

erkennen, dass Fabienne unter dem Shirt Strümpfe, Strumpfhalter

und einen BH trägt.

Die dritte Person die du siehst ist Chantal. Chantal ist die

„beste“ Freundin und derzeitige Lebensgefährtin von Fabienne.

Chantal ist Mitte 40, und der sportliche Typ mit streichholzkurzen,

hellblonden Haaren. Ob Chantal wirklich Chantal heißt, ist mir nicht

bekannt. Ich vermute, dass es ein Künstlername ist, und in

Wirklichkeit eine Inge oder eine Bärbel damit getarnt werden soll.

Fabienne und Chantal betreiben einen kleinen, bezeichnen

wir es der Einfachheit halber als Swinger-Club, für tolerante

Ehepaare, zu dem aber auch gutsituierte, männliche Einzelpersonen

Zutritt haben, wenn die Mischung stimmen soll.

Chantal ist die Chefin des Unternehmens und sie sieht wie bei

Chefinnen anscheinend üblich, beschäftigt aus. Sie ignoriert Viola und

achtet auch nicht auf ihre Freundin Fabienne. Mit der rechten Hand

notiert sie etwas. Sie zählt die Flaschen und hin und wieder dreht sie

eine Flasche mit dem Etikett nach vorn, oder stellt sie um. Chantal

hat ein rotes Klemmbrett in der linken Hand. Sie dreht uns noch den

Rücken zu.

Chantal hat einen schwarzen, glänzenden Kimono an. Hab

noch etwas Geduld, gleich wirst du es sehen. Der Kimono steht vorne

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weit auf. Nur im Spiegel an der Rückwand kann man mehr vermuten

als sehen, dass sie darunter halterlose Strümpfe, einen kleinen

schwarzen Slip und außer etwas Schmuck sonst nichts anhat.

Vor uns und schwarzweiß gefleckt, döst Armin, der

Ladenhüter und Chantals Requisite für besondere Fälle mit Fell.

Armin ist eine Deutsche Dogge und soll im Nebenberuf ungebetene

Gäste verscheuchen. Aber dazu ist Armin zu faul, denn er ist „ein

ganz Lieber“ wie Paula die polnische Putze gern sagt.

Ich verstehe, dass du bei dem Anblick unruhig und auch

neugierig wirst. Bleib bitte ruhig und sag jetzt nichts. Man darf uns

nicht bemerken. Doch zunächst, möchte ich dir noch mehr von

Fabienne, Viola und Chantal erzählen.

Wie du vielleicht noch weißt, heißt Fabienne eigentlich

Marion und hat wenige Tage nach ihrer Scheidung von Ralph auch

ihre Affäre in die einsame Wüste der Verflossenen geschickt. Der,

und das muss ich zugeben, ist darüber auch heute noch etwas

traurig. Aber wie es im Leben nun mal so ist, muss Mann auch leiden

und verzichten können. Nur in diesen Fähigkeiten zeigt sich die wahre

menschliche Größe.

Danke, das ist nett von dir, aber du musst mir kein zweites

Papiertuch reichen.

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Tatsache ist, dass mich Fabienne vor etwa zwei Jahren

verlassen hat. Der Grund waren keine Meinungsverschiedenheiten.

Fabienne hat schlicht und einfach ihre bisexuelle Ader entdeckt, und

wegen einem vorübergehenden Liquiditätsengpass konnte ich dem

nichts entgegensetzen. Im Leben gibt es immer jemand, der besser

ist. In meinem Fall war es Chantal. Chantal hat das Geschenk anders

verwaltet. Ich halte viel von Demokratie und Mitspracherecht –

Chantal nicht. Sie hat die Zügel strammer angezogen und öfter mit

der Peitsche geknallt, aber immer ein Zückerchen in der schwer

erreichbaren Rückhand gehalten. Darum ist Fabienne zu Chantal

gezogen und lebt bis heute auch mit ihr zusammen.

Ob sie glücklich ist? Ich weiß es nicht, aber das ist auch nicht

wichtig. Bei Fabienne habe ich in Chantals Gegenwart keine Zukunft –

jedenfalls nicht im Moment.

Chantal gehört die Bar die eigentlich ein kleiner Club mit

mehreren Nebenräumen ist. Im Keller befindet sich ein Studio, und

im ersten Obergeschoß sind die Privaträume von Chantal und

Fabienne. Den Keller, die Nebenräume und die Wohnung mit sechs

Räumen im Obergeschoß können wir nicht besichtigen, aber

vielleicht werden uns Chantal oder Fabienne noch erzählen, was sich

dort abspielt. Hab also noch etwas Geduld.

Chantal führt den Club sehr bestimmend und man spürt, dass

sie die knallharte Geschäftsfrau ist. Chantal und Fabienne verdienen

Geld. Geld in der notwendigen Menge, um einen gehobenen

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Lebensstil, irgendwo angesiedelt zwischen Cartier, Prada und Gaultier

kultivieren zu können. Ich denke, du kannst jetzt gut verstehen,

warum die finanziell unterversorgte Viola die Nähe der neuerdings

gutverdienenden Fabienne sucht.

Natürlich werde ich mir über die Moral kein Urteil erlauben.

Im Gegenteil, ich hab großes Verständnis für die Sorgen und Nöte

meiner besten und verheirateten Freundin.

Sieh genau hin. Fabienne lächelt Viola an, und Violas

Nervosität lässt merklich nach. Fabienne möchte ihrer Freundin gern

helfen, und auch Chantal hat das rote Klemmbrett aus den Händen

gelegt und auch sie lächelt Viola an, während sie die Sektflasche

öffnet. Diese Geste ist besonders bemerkenswert, denn eigentlich ist

Chantal nicht so großzügig mit Freigetränken. Aber offensichtlich

macht sie in diesem Fall eine Ausnahme. Sie sieht Viola gern, denn

Viola ist attraktiv und würde sich gut machen, rein geschäftlich und

frischfleischmäßig gesehen.

Chantal und Fabienne haben keine Geheimnisse voreinander.

Darum akzeptiert Chantal auch Violas eheliche Rachegefühle. Als

erfahrene Geschäftsfrau weiß sie aber auch, dass Gefühle angesichts

der Verdienstmöglichkeiten nachrangig sind, aber als Legitimation für

das Tun gern wie ein flatterndes Fähnchen der Gesinnung verwendet

werden.

Viola hat die unübersehbar teuren Accessoires bei Fabienne

gesehen, und sie ist entschlossen, etwas zu tun. Viola muss und will

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Geld verdienen, und zwar viel Geld. Noch weiß sie nicht so recht, wie

sie es anstellen soll. Eigentlich will sie es Werner heimzahlen und

dazu erscheint ihr die Peitsche als das einzige und geeignete

Werkzeug in einem mittelalterlichen Folterkeller.

Noch sind die drei Frauen allein. Die Bar ist noch geschlossen,

aber die Gäste kommen garantiert, denn Chantal, Fabienne und auch

Paula sind gut in dem was sie machen.

Fabienne dreht sich um und öffnet einen kleinen Metallkasten

an der Wand. Mit einem deutlich hörbaren Klicken drückt sie einen

Schalter nach oben. Das Licht wird heller und leuchtet den gesamten

Raum aus.

Viola sieht sich um: „Hübsch habt ihr es hier. So hab ich mir

das nicht vorgestellt. Ich war ja noch nie in so einem Club.“

Natürlich ist Violas Satz unverschämt gelogen. Jetzt erst sieht

man deutlich, dass das Interieur schon bessere Zeiten gesehen hat.

Fabienne lächelt: „Was hast du denn gedacht? Dass wir hier

eine versiffte Bude haben. Wir haben nur gute Gäste und das bringt

richtig Geld.“

Viola: „Das freut mich für euch. Ich hab euch schon immer

ganz fest die Daumen gedrückt?“ Violas Antwort klingt etwas zu

übertrieben um ehrlich zu wirken.

Chantal stellt kleine Glasschälchen auf den Tresen. Dann stellt

sie Fabienne demonstrativ einen Beutel mit Nüssen hin.

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Fabienne reagiert nicht. Chantal schüttelt den Kopf und sagt

kurz und knapp: „Schlaf nicht. Füll die mal auf.“

Fabienne reißt die Plastikverpackung und füllt die Schälchen

mit Nüssen. Einige kullern auf den Boden. Fabienne bückt sich und

sammelt die verstreuten Nüsse vom Boden auf.

Chantal achtet nicht auf Fabienne. Sie fragt ganz beiläufig

ohne Viola direkt anzusehen: „Hast nicht Lust hin und wieder mal

auszuhelfen. Du kannst hier richtig gut verdienen?“

Viola zieht an der Zigarette. Eine kleine Pause entsteht, bevor

sie antwortet: „Ich weiß nicht, was müsste ich denn hier machen. Ich

hab so was noch nie gemacht ...“

Dann fügt sie hinzu: „… interessieren würde es mich schon.“

Fabienne taucht wieder auf. In der linken Hand hat sie die

Nüsse, die sie vom Boden aufgelesen hat. Sie verteilt die Nüsse in den

Schälchen und verreibt dann darüber ihre Hände.

Chantal schaut sie streng an.

Fabienne zieht eine abfällige Grimasse zu Chantal und flüstert:

„Das ist nicht schwer, du unterhältst dich mit den Gästen und achtest

drauf, dass die Gläser immer voll sind.“

Viola sieht Fabienne an und dann in den Raum. Sie antwortet

etwas unsicher: „Aber ist das hier nicht …“

Viola spricht den Satz nicht aus, während Fabienne nach der

Sektflasche greift und die Sektgläser füllt.

Chantal dreht sich leicht um und sieht über die rechte

Schulter Viola kurz an. Sie sagt etwas zu laut: „Ja sag`s ruhig, es ist ein

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Club. Geld verdienen wir mit ficken.“ Dabei beobachtet sie Viola, ob

sie jetzt schockiert ist. Viola verzieht aber keine Miene. Sie greift zum

Sektglas und nimmt einen schnellen, hastigen Schluck. Am Glas kann

man den Abdruck ihres Lippenstifts erkennen.

Fabienne verzieht das Gesicht und schaut kurz an die Decke.

Man sieht ihr an, dass sie es Viola schonender beigebracht hätte.

Dann sagt sie mit beruhigendem Unterton in der Stimme:

„Chantal hat doch nur einen Scherz gemacht.“

Chantal zählt wieder die Flaschen und murmelt etwas abfällig

vor sich hin: „Spiel jetzt bloß nicht die Heilige.“

Viola achtet nicht auf Chantal. Ihre Antwort kommt sehr

beherrscht, fast beiläufig: „Eigentlich wollte ich mich nur informieren,

was eine Domina so macht ...“

Fabienne lächelt und beendet Violas Satz: „… wie man zur

Domina wird, und was man alles wissen muss.“

„Eigentlich ja. Wenn ich bei euch im Club arbeiten sollte,

wüsste ich doch gar nicht wie ich mich hier verhalten sollte, mit

Fremden?“ An Violas abwehrender Antwort kannst du erkennen,

dass sie sich das Ganze etwas anders vorgestellt hat.

Chantal spürt, dass eine angespannte Stimmung entsteht. Sie

dreht sich wieder zu Viola, sagt aber nichts. Dafür antwortet

Fabienne: „Da musst du dir keine Gedanken machen. Wenn du das

willst, packst du das auch. Wenn du eine gute Ausbildung suchst und

auch gut verdienen willst, bist du bei Chantal genau richtig.“

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Um dann mit einem wissenden Unterton in der Stimme

hinzuzufügen: „Sie kann das gut. Als Domina ist sie wirklich Spitze.“

Viola trinkt ihr Glas aus und Chantal füllt es wieder auf. Dann

sagt sie zu Viola: „Wenn du dich ernsthaft entschlossen hast, dann

gibt es mehrere Möglichkeiten. Wenn du hier im Club arbeiten willst,

kannst du gut verdienen und hast auch noch viel Spaß. Das ist ganz

anonym und wir haben nur nette Gäste. Am besten wäre, du siehst

dir das erst mal zwei oder drei Abende an, dann kannst du dich

entscheiden, was du machen möchtest.

Die Domina ist sozusagen die Krönung. Dafür brauchst du

Einfühlungsvermögen und musst etwas von Psychologie verstehen.

Eines kann ich dir jetzt schon versprechen – auf dich werden alle

fliegen.“

Chantal schaut auf Violas Bluse. Ihr Blick scheint durch den

Stoff hindurch zu gehen. Chantals Kimono ist offen und für einen

Moment kannst du ihre nackten, mit schweren goldenen Ringen

geschmückten Brüste sehen.

„Wenn du eine solide Ausbildung zu Domina bekommen

möchtest, müsstest du aber erst mal hier im Club arbeiten. Das ist die

Voraussetzung, sonst wird das nichts. Wir bringen dir alles bei.

Immerhin hast du eine Verantwortung für deine Gäste.“

Fabienne bestätigt Chantals Worte: „Das was du hier lernst ist

eigentlich unbezahlbar. Das ist wie mit dem Stricken. Wenn du es

einmal kapiert hast verlernste das auch nicht mehr.“

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Dafür erntet Fabienne einen missbilligenden Blick von

Chantal.

Fabienne achtet nicht auf Chantal und redet weiter auf Viola

ein: „Aber einfach ist das nicht. Eine Domina-Ausbildung dauert auch

seine Zeit …“

Chantal ergänzt den Satz: „… mindestens drei Jahre. Und

Manche kapieren das nie.“

Beobachte mal den Gesichtsausdruck von Viola. Sie ist immer

noch unsicher. Es sieht so aus, als ob sie es sich einfacher vorgestellt

hat. Hören wir weiter zu und vielleicht entscheidet sie sich ja doch.

„Was macht ihr denn hier so im Club. Also ich kenn sowas ja

nicht. Kommen da nur Männer …“

„Nein, das ist ganz anders. Wir sind ein Swinger-Club. Da

kommen vorwiegend Paare. Die kennen sich fast alle und das geht

ganz familiär zu. Wir haben Mittwoch bis Samstag von 18:00 Uhr bis

3:00 Uhr geöffnet. Samstags auch länger, je nach Betrieb.

Montag so etwa ab 12:00 Uhr bis zum Nachmittag, da

kommen die Sparsamen. Das sind die Paare, die verheiratet sind,

aber nicht miteinander. Manchmal auch einzelne Hausfrauen. Dann

geht ’s am wildesten zu. Nicht was du jetzt denkst, sondern ganz

seriös. Die futtern sich am Büffet durch und probieren das alles aus,

was sie in ihrer Ehe nicht kriegen. Außerdem ist das hier billiger, als

wenn die jedes Mal ein Hotelzimmer bezahlen müssen. Da ist

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[Aus meiner Kurzgeschichtensammlung „Leben mit Viola“] ____________________

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natürlich ein ziemlicher Trubel, aber es macht ja auch Spaß wenn das

Geschäft läuft.“

Fabiennes Erklärung scheint Viola etwas zu beruhigen. Sie

lächelt und Chantal redet weiter.

„Wir haben hier für jeden Geschmack etwas. Hier gibt’s eine

Spielwiese, da können mehrere Paare rein und andere können

zusehen. Wir haben auch einen Glory-Hole-Raum und im Keller ist

mein Studio. Da finden die Sessions statt, aber nur auf

Voranmeldung. Eigentlich könntest du mir dabei mal assistieren, dass

du mal siehst, was da so abläuft ...“

Lass dich nicht von den Im Hintergrund hört man klappernde

Geräusche, als ob ein Eimer hin und hergeschoben wird. Ein

Staubsauger heult kurz auf und wird dann wieder abgestellt.

Chantal macht noch eine Flasche Sekt auf und stellt sie auf

den Tresen. Viola greift eifrig danach und schenkt aus der Sektflasche

die Gläser wieder voll. Der Sekt schäumt und läuft über den Tresen

auf Violas Hose. Viola rutscht vom Barhocker runter und versucht mit

einer Serviette den übergelaufenen Sekt wegzuwischen. Man sieht

dass ihr das kleine Missgeschick peinlich ist.

Chantal kommt eilig hinterm Tresen und nimmt ihr die

Serviette weg. „Schätzchen, lass mich das machen. Das ist doch nicht

schlimm.“

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[Aus meinem Kurzgeschichtensammlung „Leben mit Viola“] ____________________

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Sie kniet sich vor Viola und wischt mit einem Küchentuch über

Violas Hose. Viola will die Berührungen abwehren. Es ist ihr sichtlich

peinlich. Chantals Kimono steht etwas auf und man sieht ihre

schweren nackten Brüste.

Fabienne lächelt amüsiert und sieht zu. Spürst du die

erotische Stimmung und den sich zwischen Chantal und Fabienne

anbahnenden Konflikt.

Fabienne nimmt der noch knieenden Chantal das Küchentuch

aus der Hand und mit einem strafenden Blick wirft sie es achtlos auf

den Boden. Sie beachtet Chantal nicht und steht jetzt neben Viola:

„Du musst mit den Gästen lachen, das verbindet. Die Gäste wollen

Spaß. Frust haben die Zuhause. Das brauchen die hier nicht. Wenn dir

so etwas passiert, dann mach ein Erlebnis draus. Lass dich gehen und

spritz alle nass. Das mögen die …“

Chantal steht auf und stimmt zu: „Klar, wenn ich mit einem

Gast lachen kann ist das angenehmer, als wenn ich einen hab, der

den Mund nicht aufkriegt.“

Zögernd fragt Viola: „Aber was ist, wenn es zum Sex kommt?“

Chantal und Fabienne antworten fast gleichzeitig: „Da mach

dir mal keine Sorgen, die sind hier alle sehr nett. Außerdem machst

du nur das was du auch willst ...“

Dann redet Fabienne weiter: „Stöhn ihm was vor, sag ihm was

er für ein geiler Hengst ist, das wollen die Kerle hören. Sag ihm, dass

du seine Stute und heiß auf ihn bist und solche Sachen.“

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Chantal greift unter den Tresen und legt einen großen

Gummidildo zwischen die Sektgläser. Viola ist der Anblick und die

Präsenz des Gegenstands unangenehm. Fabienne lacht und redet

weiter: „… die Männer wollen so eine Illusion von Zuneigung und

Leidenschaft. Und dann musst du höllisch aufpassen, dass du nicht

alles glaubst. Manche erzählen dir die aberwitzigsten Geschichten.“

Chantal lacht auch und macht beim Umdrehen ihren Kimono

zu: „Am schlimmsten sind die Missionare, bei denen musst du

besonders aufpassen, dass du nicht darauf reinfällst. Die wollen dich

bekehren und wissen, wie du dazu gekommen bist. Aber das kriegst

du schnell mit. Je mehr die Sex mit Gefühlen verwechseln, umso

besser fürs Geschäft. Dann denken die sie wären so gut, dass wir sie

lieben.“

Fabienne spricht auch auf Viola ein: „Du musst dir nur

merken, dass in unserem Job alles nur Show ist. Welcher Mann will

für sein Geld nicht die Traumfrau haben. Und wenn er denkt, er hat

sie gefunden, dann macht er alles für dich. Das macht Spaß, das wirst

du schnell merken.“

Viola: „Aber ihr habt doch gesagt, dass das ein Swinger-Club

ist, da kommen doch nur Paare rein habe ich gedacht?“

„Schätzchen, also rein theoretisch ist das ja so, aber

manchmal ist das auch anders. Es kommt auf die Zusammensetzung

an. Manchmal haben wir zu wenig Frauen, dann dürfen nicht zu viele

Männer da sein, sonst fühlen sich die Frauen unwohl, oder wir haben

zu viele Frauen, dann brauchen wir wieder mehr Männer. Gute Gäste

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lassen wir auch allein rein. Am Wochenende kommen fast nur Paare

und da musst du besonders einfühlsam sein.“

Chantal hat sich auf einen Barhocker neben Fabienne gesetzt.

Sie greift nach dem Sektglas von Fabienne und nimmt einen kurzen

Schluck daraus.

Fabienne fällt Chantal ins Wort: „… und zum Schluss will dein

Gast von dir nur hören, dass du gekommen bist. Da musst du

natürlich schauspielern. Sag einfach dass du einen Megaorgasmus

hattest. Was denkst du, wie der sich freut wenn er hört, dass er eine

Zofe geknackt hat. Dann kriegst du schnell Stammgäste die richtig

Geld bringen. Außerdem kommen die schneller, weil die nicht so

verspannt sind.“

Chantal spielt mit dem Gummidildo und sieht Viola prüfend

von oben bis unten an.

Viola fragt unsicher wirkend: „Zofe?“

Chantal geht nicht auf die Frage ein, und Fabienne hat einen

unbeteiligten Gesichtsausdruck und steckt sich Nüsse aus einer

Glasschale in den Mund. Einige Sekunden herrscht Schweigen, nur

unterbrochen vom qualvoll heulenden Geräusch eines vollen

Staubsaugers. Dann fragt Viola: „Eigentlich wollte ich ja nur als

Domina. Was macht die denn so?“

Chantal antwortet wie beiläufig: „Wir machen hier alles was

Spaß macht. Vom Analsex mit einer vollen Apfelschorleflasche bis

zum zertrampeln der Zinnsoldatensammlung des Gastes.“

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Viola scheint es für einen Scherz zu halten. Sie wirkt immer

noch unsicher. Du siehst, dass ihr noch viele Fragen durch den Kopf

gehen.

„Aber was soll ich denn anziehen, wenn ich hier arbeite.“

Chantal und Fabienne sehen sich an. Fabienne flüstert Chantal

etwas ins Ohr. Chantal nickt und Fabienne antwortet: „Da mach dir

mal keine Sorgen. Wir haben da etwas besonders Scharfes für dich.“

Fabienne sieht Viola prüfend von oben bis unten an: „Ich

glaub mein Nonnenkleid steht dir gut.“

Viola fragt ungläubig: „Nonnenkleid?“

„Das ist was Supergeiles, ich hab mir das machen lassen. Hat

über 600 Euros gekostet. Das ist ganz aus Latex. Aber ich leih dir das

aus. Ist ja schließlich eine Premiere. Du traust dich doch?“

Die Frage von Fabienne ist eigentlich keine Frage, sondern

eine Aufforderung. Man sieht Viola an, dass sie noch nicht ganz

überzeugt ist, aber den Job schon mal gern ausprobieren möchte.

Außerdem ist es zeitmäßig gesehen auch günstig, denn Werner ist

auf einer dreitägigen Weiterbildung über steuerliche

Abschreibungsmöglichkeiten für außergewöhnliche Aufwendungen.

Fabienne antwortet: „Show gehört nun mal zum Geschäft.

Und du mit deiner rattenscharfen Figur bringst das bestimmt. Du

musst nur aufdrehen. Wenn du nur wie ne graue Maus rumsitzt und

wartest, hast du kein Spaß und du kommst du nie auf deinen Umsatz.

Stell dich auf den Tisch, mach einen Strip und mach die Titties frei

oder so was, dann kriegst du Fans die zahlen. Hauptsache du machst

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was Verrücktes, das bringt `s. Und wenn du das gut machst, dann zeig

ich dir, was wir im Keller machen.“

Chantal dreht sich um und geht wieder hinter den Tresen zu

ihren Flaschen. Im Hintergrund hört man das Geräusch eines

umfallenden Blecheimers. Eine Frauenstimme flucht mit sächsischem

Akzent.

Achte auf die linke Seite des Raums. Zuerst siehst du nur eine

geblümte Rückseite. Es ist Paula, die mit einem Wischmob den Boden

schrubbt. Jetzt hebt sie das Küchentuch auf. Paula hat einen

geblümten Kittel an und die blonden Haare unordentlich

hochgesteckt. Paula ist die fleißige „Mitarbeiterin“ von Chantal und

Fabienne, die als Mädchen ZBV (zur besonderen Verwendung) für

alles ihre Verwendung findet. Paula ist blond, sie hat blaue Augen, sie

räumt weg und auf, sie achtet auf Ordnung und hilft auch und wieder

an der Bar und in den Nebenräumen aus. Für gut zahlende Gäste

dient sie auch als Zofe oder Sklavin, und sie assistiert Chantal im

Studio. Ihre Haar- und Augenfarbe und ihr unüberhörbarer,

sächsischer Akzent verführen zu einseitigen Vorurteilen. Das ist aber

falsch, denn Paula verfügt über erstaunliche Talente, die von

Fabienne misstrauisch, und von Chantal abwertend honoriert

werden.

Fabienne und Chantal beachten sie nicht. Nur Viola schaut

kurz hin.

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Das Telefon klingelt und der Anrufbeantworter springt an. Du

hörst die Ansage: „Hallo verehrte Gäste. Wir haben Montag bis

Samstag von 10:00 Uhr morgens bis 3:00 Uhr morgens geöffnet.

Montags ist unsere Happy-Hour mit vielen Überraschungen und am

Samstag ist unsere Motto-Party. Anmeldungen nehmen wir gern

entgegen.“

Chantal ruft Paula zu: „Jetzt beeil dich mal, wir machen gleich

auf. Und mach dir eine andere Frisur“, und in Anspielung auf Paulas

hochgesteckte Haare: „Mit dem Hausfrauenwedel kannst du keinen

Hund hinterm Ofen vorlocken ...“

Chantal geht zu Viola und nimmt ihre Hand.

„Schätzchen, du hast ja immer noch deine normalen Sachen

an. Geh mal nach hinten, da hängt das Nonnenkleid. Komm wir

probieren das mal aus, hier wird’s gleich voll.“

Fabienne berührt Viola an der Schulter und schiebt sie leicht

auf eine Tür an der Seite. Viola geht hinter Chantal zur Tür. Sie

stolpert aber und fällt hin. Paula lacht.

Fabienne geht hin und hilft Viola. Sie bückt sich, und das Shirt

rutscht hoch. Einen kurzen Moment sieht man ihren Po.

Chantal ruft: „Paula hör jetzt auf hier Krach zu machen. Und

ich will heute Abend das rote Halsband von Armin an dir sehen.“

Das Licht wird etwas dunkler. In dem Moment kommt Viola

aus der Tür. Sie hat ein langes Kleid an. Sie sieht aus wie eine Nonne.

Ihre Haare sind unter einer Haube versteckt, nur Ihr Gesicht ist

sichtbar. Das Kleid glänzt und ist aus Latex. Viola geht langsam und

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unsicher zur Bar und steht jetzt hinter der Bar. Man sieht, dass sie

noch nicht weiß, was zu tun ist.

Chantal schaut Viola von oben bis unten an und ihr

Gesichtsausdruck hat die Mimik zwischen einem hungrigen Hai und

einem Jäger der eine leichte Beute sieht. Mit etwas abgesenkter

Stimme sagt sie zu Viola: „Du siehst ja süß aus …“

Und mit einem aufforderten Unterton in der Stimme: „Komm

mach uns mal was zum trinken.“

Fabienne sieht verwundert aus. Offensichtlich ist sie die

Großzügigkeit ihrer Chefin und Freundin nicht gewohnt. Chantal sieht

Fabiennes Blick und fügt mit etwas lauterer Stimme hinzu: „Es geht

aufs Haus. Mach uns mal einen Büchsenöffner, das hebt die

Stimmung.“

Violas weiß nicht, was damit gemeint ist und fragt: „Wo find

ich den Büchsenöffner?“

Fabienne und Chantal lachen. Paula macht eine abwertende

Handbewegung. Chantal sieht zu Ilona und nimmt den Gummidildo in

die Hand und hebt ihn mit einer drohenden Gebärde wie zum Schlag.

Paula zieht etwas den Kopf ein und kichert.

Chantal sagt zu Viola: „Pass auf ich zeigs dir. Du nimmst die

Cocktailgläser. Dann füllst du sie zur Hälfte mit 43er. Das ist die

bauchige Flasche, die da links steht. Dann nimmst du Büchsenmilch

und füllst es etwas auf. Rühr es etwas um.“

Sie sieht zu, wie Viola die Gläser vorsichtig füllt.

Paula grinst und Fabienne lacht.

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„Und jetzt tu noch in jedes Glas zwei Eisstücke und dann

etwas Kaffeepulver obendrauf. Zur Dekoration. Und fertig ist der

Büchsenöffner. Schau dir das Glas an. Erinnert dich das an was?“

Chantal dreht sich zu den anderen um: „So aber jetzt zieht

euch alle mal um, damit es gemütlicher wird.“

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Drittes Kapitel

Strumpfhosen und Natursekt

„Ein züchtiges Mädchen mag eine Mannsperson sehr leicht an sich zu

fesseln, wenn sie ihm in den Stiefel pinkelt.“

Aus „Der erotische Zitatenschatz“ Eichborn Verlag Seite 30

____________________

rinke Wasser aus deiner Zisterne und was quillt aus deinem

Brunnen.“ Als Informations- und Ratgeber ist die Bibel eine

unerschöpfliche Informationsquelle. Darum sollten Mann

und Frau sie immer griffbereit haben. Mit solchen Vorsätzen schloss

ich beeindruckt das große Buch und begann mich mit den alltäglichen

Widrig- und Lustbarkeiten zu beschäftigen. Denn in präzise zehn bis

maximal fünfzig Minuten hatte sich meine beste Freundin Viola

angesagt, der es nach meinem Rat, meiner Gesellschaft und meines

Sektes gelüstete. Nach einem ersten Check war alles Notwendige für

einen inspirierenden Spätnachmittag vorhanden. Ich war frisch

geduscht, hellwach und geistig rege. Mein Bett musste noch nicht

frisch bezogen werden, denn Viola ist eine eher rustikale Frau, die

trotz ihrem gehobenen Lebensstandard nicht zu sehr auf unwichtige

Details achtet. Bevor ich es vergesse, auch mein Kühlschrank war gut

gefüllt.

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[Aus meiner Kurzgeschichtensammlung „Leben mit Viola“] ____________________

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Pünktlich auf die Minute und mit meiner vorsorglich geahnten

Stunde Verspätung traf Viola ein, und sie hatte zur Abwechslung gute

Laune. An ihren glitzernden Augen und an ihrem beschwingten Gang

konnte ich sofort erkennen, dass etwas geschehen war. Etwas was sie

nur mir ihrem besten und intimsten, durch alle Widrigkeiten des

Lebens gestählten und darum erfahrenen Freund mitteilen konnte.

Ihre etwas zu hektische Umarmung und die drei flüchtigen Küsschen

links und rechts, und dann auf die linke Wange wieder ein

gehauchtes, ließen meine Vermutung zu, dass neue Erlebnisse auf

Mitteilung warteten, dich ich dir mein Freund, aber auch dir, sehr

verehrte und erwachsene Leserinnen, selbstverständlich nur unter

der Voraussetzung deines Versprechens der absoluten

Verschwiegenheit, mitteilen möchte.

Und hier ist sie, die sensationelle Mitteilung: Viola war wieder

einmal verliebt.

Violas Zustand ist an sich nicht weiter bemerkenswert, denn

als aufmerksamer Freund, und auch du, die auf Details achtende

Leserin meiner Erlebnisberichte solltet inzwischen wissen, dass dieser

Zustand bei meiner promisken Freundin Viola zeitlich und emotional

arg begrenzt ist. Das hat verschiedene Gründe, die nach meiner

Vermutung vom Mond, den Gezeiten, dem momentanen Zustand

ihrer Ehe, dem Wohlverhalten ihres spröden Ehemanns und

visuellen, beziehungsweise monetären Gründen bestimmt werden.

Nachdem Viola, adrett und stilsicher im figurbetonten Rock

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mit passender Bluse gekleidet, zielsicher meine Blicke aufnehmend

vor mir in mein Wohnzimmer gegangen war, begann ich mich mit

den verschiedensten, biblischen Gedanken auseinander zu setzen.

Gab es Wackelpudding auch schon vor zweitausend Jahren, und wie

war das mit der Peitsche für die Frau, die zum Manne geht? Hatte ich

nicht erst vor wenigen Stunden in meinem allzeit bereitliegenden

Ratgeber gelesen: „Und erfreue dich des Weibes.“ Als gläubiger

Mensch kann, möchte und darf ich mich den präzisen Vorgaben nicht

entziehen, denn weiter heißt es: „Sie ist lieblich wie eine Gazelle und

holdselig wie ein Reh.“ Auch dem, und das kann ich dir ehrenwörtlich

versichern, musste ich durch persönlichen Augenschein vollständig

überzeugt, zustimmen. Obwohl Viola doch eher zum von mir

bevorzugten fraulicheren Typ Frau gehört und Rehe nach meiner

Erinnerung schlank sind. Aber dieser Umstand soll hier nicht weiter

wesentlich sein, auch nicht die Tatsache, dass Viola ein sogenanntes

schmückendes „Arschgeweih“ besitzt.

Nach dem üblichen Vorgeplänkel und den routinemäßigen

Fragen, wie zum Beispiel: „Wie geht’s dir“, oder den darauf

folgenden Gegenfragen: „Danke gut, wie war dein Wochenende“,

begann ich eine der vorrätigen Champagnerflaschen mit dem

besonderen ALD*-Preis-Leistungsverhältnis zu öffnen. Violas Lächeln

interpretierte ich in diesem Moment vorschnell als ein auf meine

Person fixiertes Interesse, vulgärpopulär oft auch als

„erwartungsvolle Geilheit“ bezeichnet. Das waren mein Hoffen, und

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auch mein Ziel für diesen Nachmittag und auch Abend, aber ich sollte

mich irren. Es war ganz anders als ich in diesen Sekunden vorfreudig-

erektiv dachte. Viola nahm das Glas an ihre vollen, roten Lippen und

trank den ersten Schluck des prickelnden Champagners.

„Du sag mal“ war ihre erste Frage und ich wusste nicht was

ich sagen sollte, denn meine Phantasie befand sich noch auf

Abwegen, und bei der Frage, warum man bei Rehen den hellen Fleck

an der Rückseite „Blume“ nennt.

„Du bist doch mein bester Freund und wir kennen uns doch

schon seit zig Jahren.“

Auch dem musste ich zustimmen, obwohl ich an die

Kennenlernzeit nicht so gern erinnert werde. Ein Fehlstart bleibt

immer ein Fehlstart mit stark reduzierten Chancen auf den ersten

Platz. Das hat sich bis heute nicht geändert. Damals, so vor etwa

zwanzig Jahren bekam ich dir Rolle des besten Freundes mehr

unfreiwillig zugewiesen, weil damit auch untrennbar die Rolle des

ersten Verlierers verbunden war.

Du bist schockiert? Dann möchte ich dir mein trauriges

Schicksal, das mich nun seit vielen Jahren verfolgt, kurz beschreiben.

Die Fakten sind: Viola hat damals aktiv versucht, es mit mir zu

treiben, und ich Blödmann (oder Glückspilz) habe es passiv

vermasselt.

Du fragst dich, wie so etwas Unreparables passieren konnte?

Es waren von den äußeren Umständen abhängige Probleme, die mich

scheitern ließen. Falls du zu den Gewinnern gehören möchtest, kann

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ich dir vom falschen Ort (ein zugeschneiter Waldweg) dringend

abraten, weil wegen Schneeverwehungen zu unsicher. Die falsche

Jahreszeit (Winter und zu kalt), der Rücksitz eines gammeligen VW

Passats (abzuraten weil zu eng und zu muffig), und der falsche

Zeitpunkt kamen noch dazu. Auch meine damaligen, seelischen

Belastungen waren nicht zu unterschätzen. Viola war noch jung und

das erste Mal strikt und frisch verheiratet, und zwar mit einem in

weitem Umkreis bekannten und mehrfach preisausgezeichneten

Kickboxer und Anführer einer bekannten Motorradgang (sehr

schlechte Voraussetzungen). Du wirst sicher verstehen, dass ich unter

diesen kontraerektiven Bedingungen ziemlich unkonzentriert war. Ich

kam nicht mal rein, weil sich alle meine Gedanken nur darum

drehten: „Wie komm ich da wieder raus“ (aus dem zugeschneiten

Waldweg und der gefährlichen Situation). Selbst mündliche Hilfe war

in meinem Zustand hoffnungslos. Dennoch habe ich etwas sehr

wichtiges für mein Leben gelernt. Für spontanen Sex gibt es eine

universell einsetzbare Formel. Sie lautet:

Zeit + Ort + Temperatur + mögliche Risiken = Chance.

Und bevor ich es vergesse, „One-night Stand“ hat nichts, aber

auch gar nichts mit „der steht eine ganze Nacht“ zu tun.

Meine Rolle als guter Violafreund hat sich seit meinem

schlaffen Fehlstart sozusagen vergeistigt. Ich bin der beste Freund,

der hin und wieder nippen, manchmal auch kosten, aber fast immer

die Krümel als kleine Genüsschen schlemmen darf. Ein verfügbarer

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und verständnisvoll zuhörender Vertrauter, von dem man weiß, dass

er so abgeklärt ist, dass ihm nichts Weltliches fremd ist. Und dem

man alle Details beichten kann, weil man hundertprozentig sicher

sein kann, dass er Verständnis für eine Sünderin aufbringt. Denn ein

Gott, der ohne Hosen nicht kann, kann schweigen.

Aber ich verplaudere mich in meinen nostalgischen Gedanken.

Denn eigentlich wollte ich dir die Ereignisse des Abends erzählen, und

außerdem geht es um das Thema „Natursekt“ und ich hatte immer

noch nichts gesagt, weil ich noch nicht wusste, was ich sagen sollte.

„Ich kann doch mit dir über alles sprechen?“

Herrgott im Himmel. Mit wem auf der großen, weiten Welt,

wenn nicht mit mir sollte Viola über alles sprechen können?

Außerdem beinhaltet so eine Frage bereits die intuitive Antwort.

Sollte ich etwa ein klares „Nein“ aussprechen? Dann könnte ich dir

doch meine Erlebnisse nicht erzählen.

Meine die Neugier nur spärlich tarnende Antwort: „Aber

Honey …“ (meine Frauenallroundansprache) war darum auch klar

und präzise. „… du weißt doch, dass du mit mir über alles sprechen

kannst.“

Mit meinen Händen ergriff ich ihre Hände und ich bemerkte,

dass Viola nervös war. Ihre Hände waren etwas feucht und sehr heiß.

Viola löste sich von meinen fürsorglichen Berührungen und nahm

noch einen tiefen Schluck Champagner aus ihrem Glas, das ich sofort

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und pflichtbewusst nachfüllte, denn ich weiß ja, was sich gehört.

„Du weißt doch, dass ich jetzt manchmal bei Fabienne in der

Bar arbeite. Das ist ganz seriös und ich bin nur hinterm Tresen.“

Natürlich wusste ich, dass Viola öfter, eigentlich seit einigen

Wochen überraschend oft in dem offiziell als BB Bar, und in

Kennerkreisen als Bar Bizarr bezeichneten Club aushilft. Die Gründe,

warum Viola sich mit körperlicher Arbeit unter die Werktätigen

mischt, sind vielfältig und würden den mir bleibenden Platz sprengen.

Darum möchte ich hier auch nicht weiter darauf eingehen.

„Aber Schätzchen, ich weiß doch, dass das ein ganz seriöser

Job ist. Warum entschuldigst du dich dafür.“

Meine liberale Antwort gab Viola das beruhigende Gefühl,

nichts Verbotenes, oder sogar gesellschaftlich Geächtetes zu tun.

Also einer ganz seriösen Tätigkeit nachzugehen, zu der die

Einwilligung ihres Ehemanns nun mal nicht erforderlich ist. Denn

kräftezehrende Arbeit hat Viola als emanzipierte Frau nicht nötig.

Sagt sie jedenfalls und ich glaube Viola jedes Wort.

Sie nahm noch einen Schluck aus dem Glas, gab hinter

vorgehaltener Hand ein kaum hörbares Rülpserchen von sich und

redete dann schnell weiter: „… und ich hab da am Samstag ein Paar

kennen gelernt. Also die sind sehr nett und wir haben uns ganz toll

verstanden.“

Ich schwieg, obwohl mir viele brennende Fragen auf der

Zunge lagen. Immerhin war es sogar mir zu Ohren gekommen, dass in

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dem besagten Club das Grundrecht der Bürgerin und des Bürgers auf

Orgien vehement verteidigt wurde. Außerdem wusste ich auch, dass

Viola einen seriösen Ausbildungsplatz bekommen hat, was ja

angesichts des Fachkräftemangels in der Republik auch nicht zu

verachten war. Wir hatten ja vorher die Vor- und Nachteile ausgiebig

diskutiert. Außerdem wusste ich, dass Fabienne (das Ferkel) dort sehr

erfolgreich tätig ist, und ich wusste auch, dass es sich bei Violas

Arbeitsstätte um einen sogenannten Swinger-Club mit

angeschlossenem Studio für konsequente Erziehung handelt.

Ich griff zur zweiten Champagnerflasche und begann sie eher

beiläufig zu öffnen, bevor der Champagner zu warm wird, denn dann

schmeckt er ja nicht mehr und das ist nicht so prickelnd.

„Ich kann doch alles mit dir besprechen, du hast es mir

versprochen?“ war Violas nächste, mit leicht geröteten Wangen

gesprochene Frage.

An dieser Stelle möchte ich dich, liebe Leserin, und natürlich

auch dich mein Freund fragen: „Hätte ich an dieser Stelle das

Gespräch abbrechen sollen?“

Natürlich nicht. Du hättest es nicht getan und ich habe es

auch nicht getan. Und darum war es nicht nur für mich, sondern auch

für euch meine lieben Leser wichtig, dass meine nun folgende Frage

gestellt werden musste.

„Schaaaahatz, erzähl doch einfach weiter. Was war denn nun

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mit dem netten Paar?“

Viola begann noch mehr zu erröten und sie senkte züchtig den

Blick.

„Also du weißt doch, dass sich in dem Club Paare treffen …“

Mit dem unwissenden Blick, der Scheinheiligen und

Inquisitoren besonders gut steht, sah ich meine beste Freundin an.

„Was für Paare?“ war meine antwortheischende Frage nach mehr

Details.

„Tu doch nicht so. Das weißt du doch. Das sind ganz normale

Pärchen die hin und wieder etwas Abwechslung suchen.“

Viola ist manchmal etwas schüchtern und dann muss man ihr

die sprichwörtlichen Würmer aus der Nase ziehen. Aber ganz

weltfremd bin ich auch nicht und natürlich wusste ich vom

Hörensagen, dass es solche Etablissements angeblich geben soll.

Meine etwas überhebliche, aber doch weltmännisch

klingende Antwort: „Aber klar das weiß ich doch. Ganz doof bin ich ja

auch nicht“ war als vertrauensbildende Maßnahme gedacht, und

Viola begann weiter zu erzählen.

„Also die waren so nett und die fanden mich auch

sympathisch, und da bin ich mit denen in den Klinikraum

mitgegangen.“

Ich sah Viola vielleicht etwas zu lang an, denn die Frage: „Du

weißt doch, was ein Klinikraum ist“ kam sofort, vielleicht um meine

Nervenstärke zu testen, hinterher.

„Ja natürlich weiß ich, was ein Klinikraum ist. Ich war nur

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einen Moment verwundert, weil du mir immer erzählst, du arbeitest

nur hinterm Tresen und mixt die Cocktails.“

„Ja das bin ich auch, aber manchmal mach ich auch eine

Ausnahme. Es sind manchmal ganz nette Gäste dabei und ein

bisschen Spaß möchte ich ja auch haben.“

Das sah ich ein. Der werktätige Mensch hat nun mal das

gewerkschaftlich garantierte Recht auf Freizeit, wenn der Job zu

stressig wird. Außerdem ist es Viola hoch anzurechnen, dass sie in der

allgemeinen Depression in Deutschland, bewundernswerte Initiative

durch selbstlose Mehrarbeit zeigt.

Meine Frage: „Und was ist dann passiert?“ war die logische

Fortsetzung des Dialogs, denn es wäre, wie ich bereits geschrieben

habe, unklug gewesen, nicht weiter zu fragen.

„Ja also ich bin dann mit gegangen und die waren auch sehr

nett. Sie heißt Petra und er Peter.“

An dieser Stelle hatte ich das Gefühl, dass meine Haare

schlohweiß geworden waren. Denn Viola versteht sehr viel von der

altchinesischen Foltermethode. Bevor sie zum verbalen Kern der

Sache kommt, kann es seine Zeit dauern.

„Ja und, was ist dann passiert, mach es doch nicht so

spannend.“ War meine etwas zu laute Antwort. Irgendwie hatte ich

auch das Gefühl, dass Viola meine Nervosität bemerkte, denn sie

nahm noch einen Schluck aus ihrem Glas.

„Schenk mir erst noch etwas nach, oder ist dein Kühlschrank

schon leer.“ Durch die Umstände gezwungen musste ich kurz

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unterbrechen und zum Kühlschrank gehen. Ich griff nach einer

Sektflasche (mit festem Griff am Hals) und bewegte mich mit weichen

Knien und leicht schwankendem Gang ins Wohnzimmer. Ich stellte

die Flasche ohne ein weiteres Wort zu verlieren vor Viola. Dann ging

ich ins Bad, um mir zwei kalte Umschläge auf die Stirn zu legen. Dazu

ließ ich etwas eiskaltes Wasser über meine Handgelenke laufen, um

meinen Kreislauf wieder auf einem normalen Niveau zu stabilisieren.

Als ich meine Kontenance wiedergefunden hatte, sah ich auf

die Uhr. Die Zeit war schon weit fortgeschritten, und die

Entscheidungen zum Wohl meiner Libido und unter Berücksichtigung

meiner plaudernden Freundin Viola sollten jetzt oder nicht mehr

getroffen werden.

Ich sah Viola an. Sie sah mich an und sie versuchte die

Sektflasche mit ungeübten Fingern zu öffnen, das Luder. Ich nahm ihr

die Flasche aus der Hand, um die Angelegenheit zu beschleunigen

und Viola redete weiter.

„Also wir waren dann in dem Raum ...“ Viola zog an ihrer

Zigarette. Dann nahm sie einen Schluck aus dem Champagnerglas.

„… und ja, ich weiß dass du jetzt schlecht von mir denkst, wir

hatten so etwas Ähnliches wie Sex.“

Ich sah Viola einen Moment streng an, bevor meine

interessierte Gegenfrage kam: „Ihr hattet so etwas wie Sex? Hattet

ihr Sex, oder hattet ihr keinen Sex. Hattest du und Peter Sex, oder du

und wie heißt sie noch mal, Petra? Oder du und Petra und Peter, oder

waren da noch andere irgendwie dran beteiligt? Kann man eigentlich

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so etwas Ähnliches wie Sex haben?“

„Also das ist jetzt etwas komplizierter.“ Die Antwort kam fast

empört, so als ob ich ein elender und intoleranter Spießer wäre, der

dem Viola (dem armen Mädel) auch nicht den geringsten Spaß

gönnen würde.

„Da ist ja auch nichts Schlimmes dabei. Tu doch nicht so, als

ob dich das schockieren würde.“

Manchmal kann Viola richtig nett sein, besonders wenn sie

ihre spitzbübische Art, verbunden mit einem hinterlistigen Lächeln,

drauf hat. So ähnlich waren meine Gedanken. Aber ich wollte nicht

als weltfremder Spießer dastehen und meine Antwort fiel

entsprechend aus.

„Honey, du kennst mich doch. Mich kann doch nichts mehr

erschüttern. Hauptsache es hat dir Spaß gemacht“ war meine

souveräne Antwort. In Gedanken war ich bei der verstreichenden

Zeit, denn ich hatte Viola an dem Abend fest und mir größeren

Nutzen bringend eingeplant. Denn auch ich habe ein Recht auf ein

bisschen Liebe, ein bisschen Frieden, ein bisschen Freude – das

wünsch ich mir.

In dem Moment, leider etwas zu spät, fiel mir die chinesische

Weisheit ein, dass man besser auf seine frühen Gedanken achten soll,

denn sie sind der Anfang der Tat, und manchmal kommt es anders als

man denkt.

„Ich muss dir noch etwas erzählen.“

Als ob ich es nicht geahnt hätte. Da war noch etwas. Etwas

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was man nicht dem Ehemann beichtet. Auch nicht dem Pfarrer oder

dem Tagebuch. Ein Geheimnis das Frau nur mit dem besten Freund,

dem Verschwiegenen, teilt.

„Los jetzt erzähl schon. Was war da noch.“ Ich lächelte meine

beste Freundin an, aber tief in meinem Innern war der Wunsch, einen

Mord durch Erwürgen der Schlange zu begehen. Denn wenn ich

etwas hasse, dann sind es intime Geständnisse, die nur

scheibchenweise serviert werden. Aber ich bin ein geduldiger

Mensch mit stahlharten Nerven. Ich stand auf und sagte mit zittriger

Stimme: „Schatz, ich bin gleich wieder da.“ Dann ging ich ins Bad, um

meine kalten Wickel zu erneuern und nach einem

kreislaufstabilisierenden Medikament zu suchen. Wenn Liebe so

anstrengend ist, dann kann es nur daran liegen, dass Mann und Frau

unterschiedliche Startvoraussetzungen haben. Plötzlich war mir klar,

dass der Mann in solchen Situationen eindeutig der Unterlegene ist.

Als ich nur mäßig erfrischt und mit einem leichten

Magengeschwür vom Ort der Stille zurück kam, platze es förmlich aus

Viola heraus: „Aber nicht, dass du jetzt schlecht von mir denkst.

Verspricht du mir das?“

Mein hysterisches Lachen war nur mühsam zu verbergen. „Ja

klar doch, ich verspreche es dir. Wir sind doch uralte Freunde.“

„Ich bin verliebt.“

Ich bin kein gewalttätiger Mensch. Ich bin friedliebend und

verabscheue jede Form von Auseinandersetzungen. Aber es gibt

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Situationen, in denen sogar bekennenden Pazifisten zu

Gewalttätigkeiten neigen. Aber ich konnte mich noch ein letztesmal

beherrschen. Denn Viola ist ja wie bereits beschrieben sehr nett und

lecker, oder wie ein bekannter Schwerverbrecher in einem

klassischen amerikanischen Kriminalfilm sagen würde: „Süß, wie ein

Spitzenunterhöschen“, um dann zwei Kugeln aus der Derringer in den

Bauch zu bekommen.

„Also das ist ja nichts Neues, in wen bist du denn verliebt. In

Peter, oder in Petra, oder etwa in Beide zusammen?“

Viola schwieg einen Moment. Dann nahm sie einen Schluck

aus dem Glas mit dem inzwischen auf Zimmertemperatur

angepassten Champagner. Verlegen begann sie das Papier vom

Flaschenhals abzuknubbeln.

„Eigentlich weiß ich es auch nicht so genau. Aber da war

etwas, was ich bis dahin noch nicht kannte.“

Ich musste mir mit einem Taschentuch den Schweiß von der

Stirn wischen. Meine Viola hatte etwas im sexuellen Bereich erlebt,

dass sie noch nicht kannte. So etwas hätte ich von Viola nicht

erwartet, denn ich dachte immer, dass Viola sehr innovativ ist und

Neues nicht nur aufgeschlossen, sondern sogar freudig erregt

probiert, aber ich der einzige und ultimative Innovator im Hühnerstall

sei.

„Jetzt erzähl schon, mach es doch nicht so spannend“ war

meine ungehaltene Antwort. Der ich den beschwichtigenden, aber

mit druckvoller Betonung ausgesprochenen Zusatz: „Du weißt doch,

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dass du mir alles erzählen kannst“ hinzufügte.

„OK, dann erzähl ich es dir. Also Peter wollte, dass ich

Strumpfhosen anziehe. Solche Dinger hatte ich schon ewig nicht

mehr angehabt, aber ich dachte, die sind Gäste und außerdem ist das

ja nichts Schlimmes …“

Mit unverständigem Blick sah ich Viola an, die weitersprach:

„Das denkst du doch auch? Das ist doch nichts Schlimmes?“

Ich schloss die Augen und nahm mir vor, meinen Vorsatz

bezüglich des angedachten Mordes bei der nächsten Gelegenheit,

aber spätestens in den nächsten Minuten zu realisieren.

„Also hab ich die Dinger angezogen. So richtig billige

Strumpfhosen vom Krabbeltisch. Peter auch, also nicht so richtig,

aber eigentlich schon …“ An dieser Stelle schwieg Viola, und ich

dachte daran, dass jetzt die beste Gelegenheit wäre, aus dem Fenster

zu springen, oder Viola zu schubsen – aus dem Fenster, dem hohen.

Viola hatte ein leicht gerötetes Gesicht und ich spürte, dass

sie verlegen war. „Also er zog die Strumpfhose über seinen Kopf …“

„Wolltet ihr etwa eine Bank überfallen?“

„Nein, sowas mach ich doch nicht. Das weißt du doch …“

Ich wusste das nicht und darum schloss ich die Augen wie zum

Gebet für eine arme, verwirrte Seele.

„Er lag so auf der Bank und ich sollte, also ich weiß nicht wie

ich es sagen soll, auf ihn …“

„Ja was denn nun?“ Vielleicht hätte ich Viola an dieser Stelle

endgültig erwürgen sollen, aber ich hielt mich, angesichts der

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unbequemen Verhältnisse in deutschen Strafanstalten, wenn auch

mühsam, aber immerhin noch zurück.

„Ich sollte auf ihn Pipi machen, in seinen Mund, und Petra

sollte sich solange auf den Dildo-Stuhl setzen. Das hat Chantal so

gewollt, und Fabienne hat zugesehen.“

„Die Sau“ ging mir durch den Kopf, und Viola schaute verlegen

auf das Sektglas. Spontan schenkte ich frischen Champagner nach.

An dieser Stelle möchte ich die weitere Beschreibung des

Dialogs und des Abends abbrechen. Viola hatte eindeutig zu viel

getrunken. Aber dieses erschütternde Fallbeispiel moralischen

Verfalls war doch zu wertvoll, um in Vergessenheit zu geraten. Darum

habe ich beschlossen, das Wichtige Thema um Dominanz und

Submission im nächsten Kapitel etwas ausführlich zu behandeln.

Denn auch solche Aspekte gehören zum Ausbildungsplan einer sich

ihrer Verantwortung für Volk und Vaterland bewussten Domina.

Doch zuvor ist ein wichtiger Hinweis angebracht. Vielleicht öffnest du

in der kurzen Pause, zusammen mit deiner Frau, oder deiner Affäre

eine Flasche Champagner. Dann beachte bitte die wissenschaftlichen

und heilpädagogischen Aspekte, dass Champagner bei

Natursektspielen eine geschmackliche Veränderung zum

Schlechteren bewirken soll.

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Viertes Kapitel

Fütterungszeiten

„Ich bin nicht dafür verantwortlich, so geworden zu sein, wie ich nun

mal bin. Aber eines weiß ich genau. Nur die Umstände sind schuld,

dass ich so geblieben bin.“

Werner S. aus S.

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as mit der Erziehung ist so eine Sache. Also ich finde,

dass es zum Schwierigsten überhaupt gehört, den

Bälgern gute Manieren und Reinlichkeit beizubringen.

Hattest du bei Armin ein besonderes System gehabt? Der hat

bestimmt keine Windeln gebraucht.“

Die helle Frauenstimme schwieg. Nur das Geräusch einer

Fernsehserie und das Gebrabbel eines leiser gestellten, vermutlich

abgehalfterten Moderators, der die kaum verständlichen Worte: „Ein

Teufelskreis“, „Herta“ und „Maika“ sprach, war noch zu vernehmen.

Nach einer kleinen Weile, in der nur der Fernseher für die

Hintergrundgeräusche sorgte, konnte er wie aus weiter Ferne ein

Kichern und das leise Klirren durch das abstellen eines Tellers,

vermutlich auf einem Tisch mit einer Glasplatte hören. Die

sympathisch klingende Frauenstimme sprach weiter: „Ja das klingt

einleuchtend. Du meinst, wenn es bei Armin funktioniert hat, dann

wird ’s auch bei einem Mist-Balg funktionieren?“

DD

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Dann war wieder eine kurze, nur von harten kleinen Schritten

unterbrochene Pause.

„Ja aber der Armin ist ja schon ausgewachsen und ein

strammer Kerl. Außerdem hat er ein prachtvolles Gehänge. Ich muss

schon sagen. Kommt Paula damit eigentlich klar …“

Dann war ein leises Kichern im Raum.

„Da hast du recht. So hab ich das noch nie gesehen. Aber

wenn man es so sieht, dann sind Hunde und Bälger wirklich gleich.“

Im Fernseher lief eine Talkshow, bei der es nach dem

Gelächter und den Stimmen um Lampen und Wurstbuden ging.

„Und wie machst du es mit dem Futter? Ach du machst es

warm? Einmal am Tag? Und das reicht dem großen Viech?“

Wieder waren die leisen Geräusche von bewegtem Steingut

und Essbesteck zu hören.

Dann rede die Stimme, diesmal mit scheinbar halbgefülltem

Mund weiter: „Ich hab dem kleinen Teufelsbraten nur die Büchse

aufgemacht und dann alles in den Napf ...“

„Sonst hab ich ihm immer eine Büchse LUX vom Aldi

aufgemacht. Das soll ja gesund sein und es hat ihm ja auch immer

geschmeckt.“

Die Stimme schwieg wieder für einen Moment.

„Du hast doch gesehen was ich ihm füttere. Du hättest mir

ruhig mal einen Tipp geben können, dass das Zeug für Katzen ist.

Dann hätte er etwas anderes bekommen.“

„Wie? Nicht kalt …“

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„Ich bin doch keine Hausfrau. Ich hab ja nicht gewusst, dass

man die Ravioli zuerst braten muss.“

Harte feste Schritte waren wieder zu hören.

„Nicht braten, kochen? Ach so geht das. Du musst mir mal das

Rezept geben.“

Dann waren wieder Schritte die sich etwas entfernten und

eine sich öffnende Tür zu hören. Ein leises, fast adagio an und

abschwellendes Plätschern, fand im fast surrealistisch melodischen

Klang einzelner, scheinbar immer weniger werdender Tropfen auf

Keramik nicht seinen Ausklang. Den dramatischen Abschluss bildete

das Geräusch einer Wasserspülung. Die Schritte kamen wieder näher

und die Stimme wurde wieder lauter.

„Wenn du meinst, dass ihm kalte Ravioli nicht schaden, dann

bin ich beruhigt.“

Einen Moment war Stille, dann sprach die Frauenstimme

weiter: „Du denkst, dass der kleine Schatz auch damit zufrieden ist,

wenn er es direkt aus der Büchse …“

„Jetzt versteh ich. Er muss lernen wo sein Platz ist und wo sein

Napf steht. Also gut, dann bekommt er in Zukunft sein Fresschen an

seinem Platz und kalt. Wie lange soll ich den Napf stehen lassen?“

Dann schwieg die Stimme für einen Augenblick.

„Nicht bis sich Fliegen drauf setzen? Ja da hast recht, das ist ja

auch nicht schön.“

Die Stimme drang wie aus weiter Ferne an seine Ohren: „Also

beschweren kann ich mich nicht. Reinlich ist er ja, trotz seinem

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rektalen Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom. Die Toilette macht er gern

sauber. Also da kann ich mich wirklich nicht beschweren. Da hätte

sogar die Jungfrau Maria Lust, mal einen schönen großen Haufen

reinzulegen …“

In der Dunkelheit war nur die von hellem Lachen

unterbrochene Stimme zu hören.

„Danke für deinen Rat. Ich sehe es auch so. Nur mit der

richtigen Dressurmethode gelingt der Übergang vom Affen zum

einigermaßen erträglichen Menschen. Bussi ...“

Werner ging es wie vielen Unternehmern und

Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, denen neben

unentwegtem Durchsetzungsvermögen auch ein Quäntchen

Kreativität, gepaart mit exquisitem Lebensstil abverlangt wird. Schon

seit einigen Minuten dachte er an seine Bilanzen, und der Gedanke,

dass es mal wieder an der Zeit wäre, eine steuermindernde

Investition in Form einer diskret gelegenen Immobilie zu tätigen,

wollte nicht aus seinem Kopf. Ein kleiner Stift hätte vieles erleichtert,

denn gute Ideen sind bekanntlich flüchtig, aber er war zu sehr

behindert, um danach zu greifen.

Werner konnte nicht sehen was um ihn herum geschah, aber

er war Mithörer eines Telefongesprächs geworden. Seine Knie

schmerzten und er atmete schwer. Plötzlich spürte er schmerzhaft

das Alter und die Tücken des Verschleißes. Darüber war er nicht

traurig, obwohl er wusste, dass der erste Lack langsam aber

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unausweichlich bis auf die Grundierung abzublättern begann. Dann

schweiften seine Gedanken ab, zurück in seine Jugendzeit und die

schönen Jahre, als er frei wie ein Vogel und bei den Damen der

Stuttgarter Altstadt noch ein gern gesehener Gast war. Er dachte

auch voller Wehmut an die Schwestern aus Neckargartach, die es ihm

besonders angetan hatte, weil sie es ihm so nett und unkompliziert

besorgen konnten, wie es sich ein unerfahrener Jungmann in den

prüden sechziger Jahren niemals erträumt hat. Alles lag schon lange

zurück und die Erinnerungen begannen wie alte Fotografien zu

verblassen. Nur die starken Schmerzen in seinem rechten

Handgelenk waren real im Hier und Jetzt. Er verzog das schweißnasse

Gesicht zu einer Grimasse, denn die verklebten Haare an seinem Kopf

begannen unangenehm zu jucken.

Man konnte dem Steuerberater und Unternehmer Werner S.

aus S. vieles nachsagen, aber wenn er eine Aufgabe zugewiesen

bekam, dann führte er sie auch geflissentlich aus. Werner S. war es

nicht gewohnt, den Boden mit einem Feudel feucht aufzuwischen

und er hielt einen Moment mit der kreisenden Bewegung inne um zu

verschnaufen. In Haushaltstätigkeiten ungeübt, hatte er

pflichtbewusst und fast liebevoll versucht auch die Ecken unter den

Schränken zu erreichen, was ihm wegen den ersten Anzeichen einer

leichten Gicht nicht leicht gefallen war.

Das hellblaue Baby-Jäckchen mit den eingestickten, niedlich

lächelnden Bärchen und den Bommeln an liebevoll gestrickten

Schnüren, mit denen es zugebunden war, spannte an seinem

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kräftigen Hals und der starke Druck im Unterleib kam nicht vom

fehlenden Höschen. Das für Kleinkinder konzipierte Kleidungsstück

war ihm viel zu klein und offensichtlich nicht mit der nötigen Sorgfalt

und nicht mit einem Qualitäts-Weichspüler gewaschen worden. Das

verfilzte Wolle-Acrylgemisch juckte kaum noch erträglich auf seiner

Haut und die Reste der kalten Ravioli-Sauce a la Bolognese, vermischt

mit glibbrigen Champignons aus der Dose, klebte in kalten

angetrockneten Resten an seinem Kinn und seinem Hals. Aber

Werner S. hatte nicht vor seinen Protest hinaus zu brüllen, wie es

Kinder nun mal tun. Werner wollte nicht nur artig, sondern auch

gründlich und sauber sein und seiner strengen Fabienne nicht den

geringsten Anlass zum Tadel geben. Denn eines wusste er genau: So

ein phantasievolles Goldstück ist nicht leicht zu finden.

Die eng zusammengezogenen Plastikbänder, schwarze billige

Kabelbinder aus dem Baumarkt, schnitten in seine Hand- und

Fußgelenke. Unter dem Kinderkleidungsstück war er nackt und die

Hämorride am Ende seines Rektums schmerzte mit zunehmender

Dauer des immer noch ungewohnten Dehnungsdrucks, aber Werner

war froh und er dachte spontan an Schiller. In der unkomfortablen

Stellung in der er sich befand, fiel ihm ein Merksatz aus dem zweiten

Akt der Räuber ein: „Ich hatte schon den Ellbogen angesetzt, ihr die

übriggebliebenen wenigen edlen vollends in den Mastdarm zu

stoßen.“

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Es waren nur die gequälten Gedankenfetzen eines

geschundenen Objekts, denn Werner S. aus S. konnte nichts sehen.

Seine Augen waren verdeckt. Aber er wusste, er war nicht allein und

die Erlösung schon bald nah und doch so fern.

Werner kniete in einer äußerst unbequemen Stellung auf dem

Boden und mit seiner linken, der freien Hand führte er wischende

Bewegungen durch. Plötzlich wurden mit einem ratschenden

Geräusch zwei Reißverschlüsse geöffnet und das erste was er nach

zwei Stunden Dunkelheit vor sich sah, war ein an Duschvorhänge aus

den fünfziger Jahren erinnerndes Muster auf einem roten Stragula.

Wie er es gelernt hatte, begann Werner wie ein junges, ungezogenes

Hündchen zu kläffen und zu jaulen. Dann spürte er einen starken,

etwas stechenden Druck in seinem Genick. Er wagte nicht sich zu

wehren.

Gehorsam wie schon hundert Mal geübt nahm er seinen Kopf

weiter runter und versuchte aus einem ihm mit dem Fuß achtlos

zugeschobenen, blauen Fressnapf mit der Aufschrift „Für den

Wauwi“ wieder glitschigkalte Ravioli-Bolognese zu essen, die aus

einer Büchse vom Supermarkt, der rote Aufkleber „Sonderangebot

0,99“ stach ihm ins Auge, mit einem klatschenden Geräusch,

spritzend in den Napf fielen. Es war eine schwere Mahlzeit und die

ineinander verklebten Ravioli bildeten zusammen mit dem Muster

der Auslegeware ein skurriles, fast dreidimensional, psychodelisch

wirkendes Muster auf dem Boden. Er versuchte die Ravioli mit

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seinem Mund und seiner Zunge aufzunehmen, aber ohne die

Werkzeuge die kultivierte Menschen normalerweise einsetzen gelang

ihm das Vorhaben nur unzureichend. Die rote Soße verschmierte den

Boden, sein Gesicht und sein ehemals weißes Schlapperlätzchen, dass

das Wolljäckchen vor Verunreinigungen schützen sollte.

Vergeblich versuchte er den blauen Fressnapf sauber

auszulecken, als er einen brennenden Schmerz auf seinem

mächtigen, weißen Hinterteil spürte. Werner stöhnte laut auf und

der Druck in seinem Mastdarm begann sich wieder unangenehm

bemerkbar zu machen.

Fabienne ging langsam auf den bequemen Sessel zu und

setzte sich mit einer kapriziösen Bewegung. An diesem Nachmittag

hatte sie nur wenig zu tun. Der Haushalt war gemacht und die freie

Zeit, die konservative Hausfrauen an den Nachmittagen haben, wenn

die Männer dem Broterwerb nachgehen, nutzte sie nicht für ein

Mittagsschläfchen oder Internetbekanntschaften, sondern für leichte

Lektüre. Sie nahm eine Zeitschrift mit der Aufschrift „Bild der Frau“

und begann gelangweilt zwischen Fürsten aus Monaco und anderen

Königskindern hin und her zu blättern. Als sie langsam die Beine

übereinander schlug, löste das Geräusch der sich aneinander

reibenden Seidenstrümpfe, bei Werner S. aus S. einen wohligen

Schauer aus. Wegen der plötzlichen Helligkeit taten ihm die Augen

weh. Er hatte keine Brille auf und nahm darum seine Umgebung nur

diffus verschwommenen war. Aber Werner konnte ihren schönen,

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hauchdünn schwarzbestrumpften Fuß, der sich leicht wippend

unmittelbar vor seinem Gesicht bewegte, und das zarte

Goldkettchen, das sich um ihre schmalen Knöchel spannte, genau

erkennen. Durch die schmalen Sehschlitze seiner Gummimaske

betrachtete er ihre sorgfältig rot lackierten Zehen mit den silbernen

Zehenringen unter zartem Gespinst.

Den Schmerz in seinen Knien, die Striemen auf seinem

Hinterteil, die seit Stunden abgebundenen und darum tauben Nüsse

und seine schütteren, verschwitzten Haare unter der Gummimaske

spürte er nicht mehr. Als er dankbar aufblickte sah er in ihr Gesicht.

Sie war schön wie ein Engel, kurz vor der Verleihung der großen

Ehrenflügel. Die Brille mit dem schwarzen Gestell gab ihr ein

übernatürliches, überaus intellektuelles Aussehen. Werner

betrachtete sie mit einem Blick der seine Anbetung nur zu deutlich

ausdrückte.

Ihr süffisantes Lächeln und ihr spöttischer Blick taten ihm gut.

Er schämte sich nicht, dass die kalten Ravioli und die inzwischen

angetrocknete Sauce Bolognese seinen Lippenstift und den Mund der

von der Gesichtsmaske nicht bedeckt war, verschmiert hatte. Es war

ihm auch egal, dass ein roter Spezial-Megaaufpumpplug mit langen

schwarzen Kunsthaaren am Ende, wie der Schweif eines Pferdes aus

einem ausladenden Hinterteil herausragte und der Druck des darum

nicht auf natürlichem Weg entweichen könnenden Einlaufs kaum

noch erträglich war. Werners Herz war voller Liebe und jetzt wollte er

es sagen: „Es ist himmlisch, wie viel Kraft im Schwachsein steckt.

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[Aus meiner Kurzgeschichtensammlung „Leben mit Viola“] ____________________

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Liebe ist ein Experiment mit dem Zufall. Ich liebe meine junge

Meisterin. Ach wäre ich noch einmal so jung und warum kann nicht

alles noch einmal neu beginnen. Ich würde so vieles im Leben anders

machen.“ Aber sie gebot ihm mit einem Hieb ihrer kleinen violetten

Lederpeitsche zu schweigen. Dann durfte er die Peitsche wie ein

Stöckchen in den Mund nehmen, und er sah den in goldenen Lettern

eingeprägten Namen „Magistra Fabienne.“

Mühsam, soweit es ihm mit seine Behinderung durch die

schmerzende Fesselung möglich war, robbte er näher an sie heran

und legte gehorsam die kleine Peitsche vor ihre Füße. Dann nahm er

ihre mit hochfeinem Nylon bestrumpften Zehen in den Mund um

daran zu saugen und sie abzulecken. Fabienne ließ es mit allen

Anzeichen des Widerwillens über sich ergehen und vermutlich dachte

sie an schönere Zeiten, als sie sich die Zehenlecker noch aussuchen

konnte und nicht gezwungen war, fette Lutscher lutschen zu lassen.

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Fünftes Kapitel

Konsequente Anleitung in zehn Schritten

Alles wird schlechter,

die Geschäfte laufen schlecht,

die Menschen sparen und sorgen sich um die Zukunft.

Aber es gibt einen Lichtblick: Die Moral ist auch schlechter geworden

und gevögelt wird immer.

____________________

ie Staatskassen sind leer, alle Welt jammert über

fehlende Berufsperspektiven und wenn es nach den

Regierungsverantwortlichen geht, soll sich Deutschland

endlich aufraffen und mehr Eigeninitiative zeigen. Wir schreiben das

Jahr 2009. Schwulsein ist schick, Lesben sind angeblich die letzten

Männer, Frauen können Bundeskanzlerin und Prostituierte

sozialversichert werden. Niemand regt sich mehr auf und nichts ist

wie es mal war.

In der grauen Vorzeit der moralischen Hürden, noch vor

wenigen Jahrzehnten galten Frauen mit kurzen Röcken automatisch

als „Flittchen.“ Die anständige Bürgerin war empört, und der auf

Recht und Ordnung bedachte Bürger sah mit steigenden Rocksäumen

den Untergang der Zivilisation in greifbarer Nähe. Heutzutage regt

sich niemand mehr auf, wenn Modemacher ihre Shows „Prostitution“

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taufen, Kleider aus Geldscheinen auf den Laufsteg schicken, oder

Madonna im Lederkorsett und in Netzstrümpfen akrobatische

Verrenkungen zeigt, die selbst die Werbung für harte Pornografie

locker in den Schatten stellt. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis

zum ersten öffentlich-rechtlichen Auftritt einer Superdomina, mit

schonungslosen Berichten über wirkungsvolle Maßnahmen zur

Läuterung über die Stränge schlagender Investment-Banker.

Manche Jobs sind fast so alt wie die Menschheit. Das

Gewerbe des Straßenräubers gehört dazu, das manchmal auch als

das zweitälteste Gewerbe der Welt bezeichnet wird. Auch der Beruf

des Beutelschneiders ist mindestens genauso alt. Das älteste

Gewerbe ist auch nicht das, an das du vielleicht spontan denkst.

Verkaufen ist der älteste Beruf in der Menschheitsgeschichte.

Schönheitspräparate, Versicherungen, Autos, Eigentumswohnungen,

oder Brot und Butter im Lebensmittelladen werden zum Tausch

gegen Geld angeboten. Das verfügbare Angebot bestimmt Nachfrage,

Preis und Gewinn. Leistungen werden in Anspruch genommen und

wenn man etwas mehr als zufrieden war kommt man gern und

wieder. Selbst der kleinste Ladeninhaber kennt diesen

Zusammenhang von seinen Stammkunden. Nicht anders verhält es

sich mit dem Beruf der Domina.

Dich interessieren die Verdienstmöglichkeiten? Es ist eine

krisensichere Branche mit gewaltigen Umsätzen, die ihr Schmuddel-

Image weitgehend verloren hat. Doch wie in jedem Beruf sind die

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richtigen Informationen entscheidend. Wenn du dich als Domina

selbstständig machen möchtest, musst du deine Rechte und Pflichten

kennen. Zum Beispiel finden sich in § 180a des Strafgesetzbuches

eindeutige Regeln. Danach wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren

oder mit Geldstrafe bestraft, wer die persönliche oder wirtschaftliche

Bewegungsfreiheit einer anderen Person dadurch beeinträchtigt,

dass er gewerbsmäßig die Prostitutionsausübung der anderen Person

durch Vermittlung sexuellen Verkehrs fördert und im Hinblick darauf

Beziehungen zu ihr unterhält. Im Strafgesetzbuch gestrichen wurde

der Absatz zur „Förderung der Prostitution“, der noch vor wenigen

Jahren schon das Bereitlegen von Kondomen und frischer Bettwäsche

unter Strafe stellte. Wenn du vielleicht aus Liebe abhängig dein

Einkommen an Dritte weitergibst, oder gezwungenermaßen den

Beruf ausüben sollst, dann entscheide dich dagegen. Eine Domina

kennt ihre Rechte und ihre Pflichten.

Obwohl der Beruf der Domina nicht mehr sittenwidrig und

rechtlich mit gesellschaftlich anerkannter Erwerbsarbeit gleichgestellt

ist, sind die durch moralisierende Medien und heuchlerische

Literaturverantwortliche aufgebauten Feindbilder immer noch fest

verankert. Nicht nur in Männerphantasien hält sich hartnäckig das

Klischee der wunderschönen „Pretty Woman.“ Bevor sie in der Gosse

landet, trifft sie den reichen aber unglücklichen Geschäftsmann

(Richard Gere). Wie im Märchen holt er die arme und unglückliche

Prostituierte Vivian (Julia Roberts) von der Straße und macht sie zu

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seiner Prinzessin. Das vorhersehbare Ende ist die Bekehrung über

den Weg der Weiterbildungsabsicht zu Küche, Kinder und ehelicher

Treue. Zum Dank wird der unlimitierte Kreditkartenprinz von ganzem

Herzen geliebt. Solche Geschichten möchten emotional Berührte

lesen, sehen und hören. Fazit: In dieser Story bestimmt das Kapital

den Grad der Liebe. Frauen die Spaß an ihrem Beruf haben, und dazu

nüchternem Geschäftssinn mitbringen, passen nicht zu den Klischees

der bürgerlichen Wohlanständigkeit.

Das öffentliche Bewusstsein verdrängt auch gern, dass jede

zweite Domina Kinder hat und ein Drittel mit Wissen des Ehemanns

ihrem Beruf nachgeht. Das hat handfeste Gründe: Es ist ein Beruf, in

dem kommunikationsfreudige Frauen die Kombination von flexiblen

Arbeitszeiten und hohe Einkommenschancen ideal verbinden

können.

Wer sich frei von Zwängen und aus eigenem Antrieb für ein

Engagement als Domina entscheidet, sollte vorbereitet sein. Zum

Beispiel mit professionellem Know-how und dem festen Willen, ein

gewinnorientiertes Unternehmen zu führen. 10 wertvolle Tipps, wie

Frau ihr Business erfolgreich führt und wie man die größten Fehler

vermeidet, habe ich für engagierte Leserinnen zusammengestellt:

1. Am Anfang jedes erfolgreichen Unternehmens steht eine

durchdachte Geschäftsidee. Dazu kommt der unbeirrbare

Wille zur Umsetzung des Vorhabens. Beim Unternehmen

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„Domina“ ist es nicht anders. Wer nicht zielstrebig sein Ziel

verfolgt, wer sich durch die Meinungen von Familie, Freunden

und Bekannten von seinem Vorhaben abbringen lässt, wer

zweifelt und Ängste als Geschäftskapital einbringt, sollte die

Finger davon lassen.

2. Wie in jedem Handwerksberuf benötigt auch der Beruf der

Domina eine längere Lehr- und Ausbildungszeit, oft über

Monate und Jahre. Idealerweise beginnt die Ausbildung als

Assistentin mit einfachen Handreichungen. Kontaktscheue

und introvertierte Persönlichkeiten haben kaum eine Chance.

Berührungsängste passen nicht zum Beruf der Domina. Auch

eine gesunde Einstellung zum Wert der Dienstleistung

„Erziehung mit Phantasie und Kreativität“ sollte vorhanden

sein. Wer seine Dienstleistung nicht optimal kommunizieren

kann, hat schon am Start verloren.

Sicherheit geht vor und der eigene Körper ist das Kapital. Auch

eine Domina, oder die Assistentinnen und auch das

Hilfspersonal, können Sex haben. Sex sollte nur mit Kondom

stattfinden. Zum Beispiel kann im niederbayerischen Landshut

das Ordnungsamt ein Bußgeld bis zu 25.000 Euro erheben,

falls es zu ungeschütztem Sex kommt. In etwa sieben Fällen

wurden in jüngster Zeit Prostituierte erwischt, die ohne Schutz

Geschlechtsverkehr ausübten. Die notwendigen

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Informationen zur Aufdeckung bekam das Amt von den

Freiern, die später als Kronzeugen dienten um einer Strafe zu

entgehen.

3. Jedes Ladengeschäft, das Restaurant an der Ecke, oder der

Autohändler machen es vor. Die Attraktivität der Auslagen

bestimmt den Grad des Erfolgs. Ein gepflegtes und

ansprechendes Erscheinungsbild ist unabdingbare

Voraussetzung. Interessierte Frauen sollten sich vor dem

Schritt in die berufliche Selbstständigkeit acht Fragen stellen:

„Kann ich mich und meine Leistungen durch mein

Auftreten, mein Erscheinungsbild und ganz allgemein

durch meine Persönlichkeit gut präsentieren, oder bin

ich vom Typ her eher eine graue und schüchterne

Maus?“

„Habe ich ein gepflegtes und inspirierendes

Erscheinungsbild, das meine Gäste zuhause so nicht

bekommen?“

„Ist mein Körper ansprechend und wie gehe ich damit

um?“

„Kann ich offen und bestimmend kommunizieren?“

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„Reichen meine psychologischen Kenntnisse aus, um

die oft unausgesprochenen Wünsche meiner Gäste zu

erkennen und darauf einzugehen?“

„Bin ich willensstark und kann ich meine Vorstellungen

so kommunizieren, dass meine Gäste

wiederkommen?“

„Weiß ich, wo die Grenzen der körperlichen

Belastbarkeit meiner Gäste liegen?“

„Weiß ich, wie sich Triebe, Phantasien und

Vorstellungen artikulieren?“

4. Ein erfolgreiches Gewerbe lebt vom richtigen Standort. Die

Fragen die du dir stellen solltest lauten: „Wo ist mein

Gewerbe erfolgreich, welche Orte muss ich meiden und mit

welcher Konkurrenz muss ich rechnen?“

Es gibt mehrere Alternativen, wo Frau den Beruf der Domina

erlernen und ausüben kann. Dazu gehört zum Beispiel ein

etabliertes Studio, ein eingeführtes Bordell oder ein

spezialisierter Club.

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Bei etablierten Betrieben kann eine bereits vorhandene

Gästefrequenz für Stammgäste und Umsatz sorgt. Große

Anlaufinvestitionen für Werbung entfallen. Der Nachteil ist,

dass durch Abgaben an die Betreiber und durch die

Konkurrenz anderer Frauen, am Ende zwar oft ein sicherer,

aber geringer Verdienst steht. Falls für den Anfang eine dieser

Varianten gewählt wird, sollte das Studio zu den eigenen

Neigungen passen.

Trotz vieler Beschränkungen der Behörden, kann der Beruf

der Domina unter bestimmten Umständen in der

Privatwohnung, oder im eigenen Haus ausgeübt werden. Auch

diese Entscheidung muss sorgfältig durchdacht werden. Im

eigenen Haus, unter den Augen der neugierigen Nachbarn

gibt es keine Trennung von Privatsphäre und Job. Eine bessere

Entscheidung kann die Anmietung einer Wohnung in einem

„anonymen“ Wohnblock, vielleicht zusammen mit einer oder

mehreren Partnerinnen sein. Das erfordert Kenntnisse der

rechtlichen Bestimmungen, aber auch klare Vereinbarungen

und finanzielles Engagement, denn die Räumlichkeiten

müssen nach den besonderen Erfordernissen des Jobs

eingerichtet werden. Auch die Mietkosten müssen kalkuliert

werden. Eine erhöhte Miete für eine Wohnung die als Studio

genutzt wird, kann nach einem Urteil des Koblenzer

Oberlandesgerichts (OLG) durchaus gerechtfertigt sein. Statt

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sich an den Mieten für Wohnungen zu orientieren, dürfen sich

die Kosten nach den üblichen Mieten für Gewerberäume

richten, entschied das OLG. Wer die Investitionen für ein

eigenes Studio scheut, und Mut zu unternehmerischem Risiko

aufbringt, kann auch einen Escort- oder Begleitservice für

Haus- und Hotelbesuche initiieren.

5. Bei Ausgrabungen im antiken Herkulaneum wurden

bekritzelte Häuserwände und eindeutige Symbole gefunden,

die den Weg zum Bordell markierten. Heutzutage ist das nicht

anders. Wer nicht in einem bestehenden Etablissement

arbeiten möchte, muss ständig werben. Dabei sind enge

gesetzliche Regelungen zu beachten. Für ein Studio darf

immer noch nicht mit klaren Aussagen geworben werden und

der Beruf wird darum mit den unverfänglichen Bezeichnungen

umschrieben. Wer für jede Kleinanzeige im örtlichen

Wochenblatt eine „teure“ Werbeagentur beauftragen muss,

kann schnell einige tausend Euro investieren. Darum gehören

Mindestkenntnisse, wie Werbung funktioniert, zum Beruf.

Wer wirbt, aber nicht erreichbar ist, hat schon am Start

verloren. Telefon mit Anrufbeantworter, Fax, Handy und ein

ansprechender Webauftritt gehören zur

Geschäftsausstattung. Oft findest du um im Bekanntenkreis

jemand, der für wenig Geld eine Homepage erstellt. Bilder

gehören dazu, die allerdings nicht pornografisch sein sollten.

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Frau braucht keine Angst zu haben, dass sie von den Nachbarn

aus dem „bürgerlichen“ Umfeld erkannt wird. Milliarden

Bilder geistern durchs Internet und mit etwas Geschick lassen

sich Erkennungsmerkmale wie das Gesicht, oder der

verräterische Hintergrund gut verstecken.

6. Professionelle Geschäftsausstattung kostet Geld. Wer die

vielen Wünsche der Gäste erfüllen möchte, muss vorbereitet

sein. Nicht nur erotische Kleidung, auch passende Spielzeuge

für ausgefallenere Wünsche sollten vorhanden sein. Auch die

Einrichtung eines spezialisierten Studios kann schnell einige

tausend Euro kosten, wenn ein Andreaskreuz und Spiegel

installiert, oder ein Klinikraum eingerichtet werden soll.

7. Zur Ausübung des Berufs gehört neben psychologischen

Kenntnissen, auch Fachwissen und Kenntnisse über den

menschlichen Körper. Nicht nur die gängigen Sexpraktiken

und der Unterschied zwischen Hand-Job und Blow-Job sollten

bekannt sein. Auch angrenzende Kenntnisse der üblichen

S/M-Techniken mit dem breiten Spektrum von Bondage, über

Rollenspiele, Spanking, Erziehung und auch das Wissen über

gesundheitlich unbedenkliche Strafaktionen sollten

vorhanden sein. Zur Vertiefung von Spezialwissen, zum

Beispiel von Fesselkünsten, Dirty Games oder

Gummierziehung gibt es weiterführende Workshops und

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Ausbildungswege. Es ist wie in einem besonderen Restaurant.

Wer als Gast und Genießer Spezialitäten möchte, muss mehr

bezahlen, erwartet aber auch exquisite Leistungen. Nur

Training und Weiterbildung sichert den Geschäftserfolg.

8. Jeder Anfang ist schwer. Wenn du dich als Domina

selbstständig machen möchtest, kannst du in bestimmten

Fällen mit finanzieller Unterstützung der Agentur für Arbeit

rechnen. Voraussetzung ist ein ausführlicher Businessplan. Die

Hürden für Förderung und Zuschüsse sind hoch aber nicht

unüberwindlich, denn die Zahlungen erfolgen erst, wenn sich

nach einer Prüfung die Tragfähigkeit des Geschäftsmodells

erweist. Es kann sinnvoll sein, spezialisierte

Unternehmensberater und Juristen zu Rate zu ziehen. Basis

der Förderung ist das Prostitutionsgesetz von 2002, welches

Prostituierte in Deutschland erhöhten Rechtsschutz gibt.

Dadurch ist die Agentur für Arbeit zu den Zahlungen gesetzlich

verpflichtet.

9. Der Beruf der Domina ist ein Gewerbe das behördlich

angemeldet werden muss. Ob in der Gewerbeanmeldung als

Geschäftszweck „Prostitution“, oder „Studio für

Erziehungsfragen“ steht, muss jede Frau selbst entscheiden.

Aber auch die Folgen einer Gewerbeanmeldung sollten

bekannt sein. Das Finanzamt erteilt eine Steuernummer,

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Steuererklärungen müssen abgegeben werden, und

letztendlich zeigen sich die Vorteile der Legalität darin, dass

auch eine Domina Steuern bezahlen muss. Wenn du das

„vergisst“ kannst du mit einer unerwarteten Steuerprüfung,

mit der Schätzung der Einnahmen und schmerzhaften

Steuernachzahlungen konfrontiert werden. Aber sieh es mal

so: Nur wer Geld verdient bezahlt auch Steuern.

10. Wer sich selbstständig macht, sollte auch frühzeitig an die

finanzielle Absicherung im Alter denken. Eine qualifizierte

Beratung ist wichtig. Nicht immer kann man vom ersten

Umsatz einen Betrag ansparen, aber es sollte frühzeitig damit

begonnen werden. Da sich die meisten

Versicherungsgesellschaften dafür „drücken“, mit einer

Domina eine Kapitallebensversicherung abzuschließen,

solltest du andere Wege suchen. Eine Möglichkeit ist zum

Beispiel ein Investmentfonds, der aus monatlichen Sparraten

in wenigen beträchtliche Vermögen erwirtschaftet.

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Zitate, Quellen, Namen und weiterführende Informationen

Zitat: „in der Schwule schick, Lesben angeblich die letzten

Männer …“ aus „Die WELT“

Die biblischen Zitate sind aus „Prediger 9.9.“

Das Zitat „… lass mich knien ...“ ist von Johann Wolfgang von

Goethe. Aus Faust II, r. Akt.

Das Zitat: „Süß wie ein Spitzenunterhöschen …“ ist aus einem

Film mit dem Privatdetektiv Philipp Marlow, dessen Titel mir

momentan entfallen ist. Für hilfreiche Hinweise bin ich dankbar.

Mit dem Prostitutionsgesetz (Gesetz zur Regelung der

Rechtsverhältnisse der Prostitution – ProstG vom 20. Dezember

2001; BGBl. I S. 3983) wurde die Prostitution in Deutschland

gesetzlich geregelt. Vereinbarungen über sexuelle Handlungen gegen

Entgelt begründen eine rechtswirksame Forderung der

Prostituierten, sie gelten nicht mehr als rechtswidrig. Der

Europäische Gerichtshof hat klargestellt, dass Prostitution zu den

Erwerbstätigkeiten gehört, die "Teil des gemeinschaftlichen

Wirtschaftslebens" im Sinne von Art. 2 EG sind (EuGH v. 20.11.2001 –

Rs. C-268/99).

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Nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins „Focus"

unterstützt die Bundesagentur für Arbeit Arbeitslose mit finanziellen

Zuschüssen, die sich als Prostituierte selbstständig machen wollen.

Die Förderung der Aufnahme einer selbstständigen Tätigkeit im

Bereich der Prostitution mit Existenzgründungszuschuss oder

Überbrückungsgeld ist nicht ausgeschlossen ist. Voraussetzung ist

unter anderem die Stellungnahme einer fachkundigen Stelle über die

Tragfähigkeit des Geschäftskonzepts. Die BA ist zu den Zuschüssen

gesetzlich verpflichtet, denn das 2002 von der rot-grünen Regierung

in Kraft gesetzte Prostitutionsgesetz sichert sexuelle Dienstleistungen

rechtlich ab.

Zitat: „Jede zweite Frau hat Kinder …“ Die Welt 2002

Seit 2002 nehmen als Folge des Prostitutionsgesetzes auch

gesetzliche Krankenversicherungen Prostituierte auf, da sie als

Mitarbeiterinnen ihres Arbeitgebers entweder als

Arbeitnehmerinnen oder als Scheinselbstständige gelten.

Grundsätzlich könnten sich Prostituierte auch privat

krankenversichern; allerdings werden sie von privaten

Krankenversicherungen in der Regel wegen zu hoher Risiken

abgelehnt.

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Prostituierte unterliegen paradoxerweise auch nach der

Einführung des Prostituierten-Gesetzes weiterhin dem Werbeverbot,

d.h. es darf (§119, §120 OWiG) nicht für die Ausübung sexueller

Dienstleistungen geworben werben. Das ist der Grund, warum es in

einschlägigen Zeitungen derart viele Anzeigen für „Massage-Salons“

gibt und sich das mannigfaltig auslegbare Wort „Modell“ für die

Prostituierte etabliert hat.

Die Dienstleistungsgesellschaft Verdi hat in Zusammenarbeit

mit der Berliner Hurenorganisation Hydra Arbeitsverträge

Prostituierte entwickelt. Auch wenn Arbeitsverträge in der Branche

immer noch eine Seltenheit sind.

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In eigener Sache

Falls die beschriebene, blonde Bibliothekarin diesen Text liest,

oder einer meiner Leser mir sachdienliche Hinweise auf die, oder

eine ähnliche Bibliothekarin (gern auch jünger) geben kann, bitte ich

um Kontaktaufnahme.

Die im Text genannten Bücher sind:

“Buck Rogers on the Moons of Saturn”

Whitman Puplishing Company Wisconsin 1939. Seite 22, wo

Kaxla “the aproaching girl” mit dem blonden Pferdeschwanz,

Wilma fragt, ob sie ihr Zimmer mit ihr teilen will.

“Tailspin Tommy and the lost Transport”

Whitman Puplishing Company Wisconsin 1939.

“Flash Gordon on the Planet Mongo”

Whitman Puplishing Company Wisconsin 1939.

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Raoul Yannik

Geboren im Oktober 1950 in der damals beschaulichen,

schwäbischen Kleinstadt Sindelfingen. Nach Abitur und Ausbildung

schloss sich ein längeres, aus heutiger Sicht ziemlich nutzloses

Studium in Berlin an. Heute, nach einer kurzen Ehe und anderen

Missgeschicken lebe ich aus Lebens- und Liebesgründen in Essen. Ich

schreibe Essays, Kurzgeschichten und Romane über die Abgründe der

Seele, über die Irrwege der Liebe, über das was sein könnte und was

ist.

Meine Schreib-Werkstatt: www.raoulyannik.de

Meine Web-Tagebücher für Kommentare und Tipps:

http://raoulyannik.blogspot.com/ und http://raoulyannik.wordpress.com

Kontakt und Fragen an mich: [email protected]

Tweet mich: http://twitter.com/RaoulYannik

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Meine Bücher und Veröffentlichungen

HEXENMACHT

Roman 560 Seiten Schweitzerhaus Verlag

ISBN-10: 3939475211 ISBN-13: 978-3939475217

Im Buchhandel und bei Amazon erhältlich

Kurzgeschichten

Schweitzerhaus Verlag ISBN 978-3-939475-06-4

Meine Schreib-Werkstatt: www.raoulyannik.de

Meine Web-Tagebücher für Kommentare und Tipps:

http://raoulyannik.blogspot.com/ und http://raoulyannik.wordpress.com/

Kontakt und Fragen an mich: [email protected]

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