Pan Europa Ein Vorschalag (1822)

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    Los condicionantes externos en los procesos de integracin

    El rol de Estados Unidos de Amrica ante los casos europeo y latinoamericano

    Lic. Eduardo Rivas, 2002 XXVIII

    Pan Europa ein Vorschalag1822

    Richard Coudenhove-Kalergi

    Artculo publicado por el conde Richard Coudenhove-Kalergi en Neue Frei Presse de

    Viena, Austria, el 16 de noviembre de 1922.

    Wien, 17. November. 1922

    1. Neue Weltlage

    Der Krieg hat die Gliederung der Welt verndert. Das alte System derGromchte mute einem neuen System von Weltmchtem weichen.

    Die Zentren der nuegegliederten Welt heien London, Newyork, Moskau, Tokio.Vier Imperien teilen sich heute in die Weltwirtschaft: das britische, amerikanische,russische und japanische.

    Die alte Welt zerfllt politisch-geographisch in vier Kraftfelder: das nordliche:

    Ruland; das sdliche: Indo-Britannien; das ftliche: China-Japan; westliche: Europa;whrend der amerikanische Kontinent ein Kraftfeld fr sich ist.

    In Amerika drften sich im Laufe der Zeit alle Staaten unter Fhrung der Unionzu Panamerika zusammen finden, whrend in Osten der Zusammenschlu der beidenMongolenstaaten unter Japans fhrung wahrscheinlich ist.

    Die politischen Weltteile von morgen werden dann sein: Panamerika,Panbritannien, Panruland, Panmongolien. Nur das europische Kraftfeld bleibtzersplittert, wenn seinen Fhrern und Vlkern die Einsicht fehlt, es zum fnftenWeltreich, Paneuropa, zusammenzufgen.

    2. Zusammenschlu oder Zusammenbruch

    Das Kontinentale Europa von Portugal bis Polen wird sich entweder zu einemUeberstaate zusammenschlieen oder noch im Laufe dieses Jahrhunderts politisch,

    wirtschaftlich und kulturell zugrunde gehen.Noch vor wenigen Jahrzehnten wre einem einigen Europa der Erdball zu Fen

    gelegen. Diese Chance ist fr immer vorbei. Noch aber htte Europa die Mglichkeit, mitseinen dreihundert Millionen zivilisierte Einwohnern, seinem Bodenreichtum und seinemhalb Afrika (Tripolis-Kongo-Marokko) umspannenden Kolonialbesitz als fnftegleichberechtigte Weltmacht seine Freiheit zu wahren und an der Weltherrschaftteilzunehmen, whrend die europischen Einzelstaaten isoliert jenen Imperien gegenberzu dauernder weltpolitischer Ohnmacht verurteilt sind.

    Milingt der europische Zusammenschlu, treibt Europa seine analitische unddestruktive Politik sort, whrend die brige Welt sich zu sinthetisch-konstruktiver Politik

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    bekennt, dann verfllt das zersplitterte Europa der Zukunft dem gleichen Schicksal wiedas zersplitterte Deutschland der Vergangenheit.

    Durch seine innere Zerriffenheit in und nach dem Dreiigjhrigen Kriege bliebDeutschland arm, ohnmchtig und verwildert, whrend sich seine Nachbarn zukraftvollen, blhenden und reichen Nationalstaaten zusammenschleffen. Die deutschenKleinstaaten wurden zu Spielbllen internationaler Poitik und Deutschland fr zweiJahrhunderte zum Schlachtfeld Europas.

    Europas Stellung in der Welt gleicht Deutschlands Stellung in Europa; die Folgendes Weltkrieges fr Europa drohen die gleichen zu werden wie die des Dreiigjhrigenfr Deutschland. Wie damals deutsche Kurfrsten fremde Heere zum kampfe gegen ihredeutschen Brder ins Land riefen, so warben jetzt europische Vlker Astaten gegen ihreeuropschen Mitvlker. Und wenn Europa sich nicht bald auf sich selbst befinnt, werdenseine Vlker zu ohnmchtigen Schachfiguren in den Bnden der Londoner und MoskauerMachthaber herabfinken, die ihre asiatischen Gegenstze durch franzsische unddeutsche Soldaten am Rhein werden ausfechten lassen.

    3. Europa und Ruland

    Auch das groe Hellas mute trotz seiner geistigen und militrischenUeberlegenheit zugrunde gehen, weil es sich zu spt auf den Panhellenismus befann.Europas Mazedonien ist Ruland. Im letzten Jahrzehnt hat es zweimal versucht,

    Europa zu erobern: erst durch den Weltkrieg, dann durch die Weltrevolution. Ein Steg desZaren htte dessen europische Hegemonie begrundet; ein Steg der Weltrevolution dieeuropische Diktatur Lenins.

    Diese beiden fehtgeschlagenen Eroberungsversuche fr die letzten zu halten,wre naiv. Genau hat vor der Welt die Schmche des uneinigen Europa gegenber einemeinigen Ruland enthllt. Es ist also nicht schwer, sich den Ausgang knftiger Konflikteauszumalen, wenn Ruland sich erholt, bevor Europa sich einigt.

    Es ist wahrscheinlich, da eine fernere Zukunft Rulands Herrschaft ber Europabringen wird. Ob das ein Glck oder ein Unglck sein wird, hngt von der Kulturhhe ab,

    die Ruland zu diesem Zeitpunkte erreicht haben wird. Die vorzeitige Hegemonie eines barbarischen Ruland wre fr Europa eine Kulturkatastrophe gleich derVlkerwanderung.

    Die militrische Lage eines zersplitterten Europa ist ebenso hoffnungslos wie die politische. Ein neuer Krieg zwischen europischen Grostaaten htte den unmittelbaren,irreparablen Ruin des Erdteiles zur Folge.

    Indessen knnten einem Angriff des wiederstarkten Ruland weder dieMiniaturstaaten der kleinen Entente widerstehen, noch das entwaffnete Deutschland, nochdas isolierte Frankreich. Nur eine paneuropische Militrorganisation mit einemsolidarischen Verteidigungssystem an der Ostgrenze knnte Europas Frieden undSicherheit verbrgen.

    Ebenso wie die politische und militrische, mu auch die wirtschaftliche

    Zersplitterung Europas zu dessen Zusammenbruch fhren. Auf dem Weltmarkte knnteein durch Zollschtanken zerklstetes Europa mit den weitrumigen autarkischenWirtschaftsgebieten jener vier Weltimperien ebenforvenig konkurrieren wieKleinunternehmer mit Trusts. Auch hier steht Europa vor der Alternative:Zusammenschlu oder Zusammenbruch!.

    4. Europas Grenzen

    Ein einiges, freies Europa kann sich nur bilden unter Ausschlu der beideneurasischen Weltmchte England und Ruland.

    Das britische Weltreich ist das Reich um den Indischen Ozean. Seine Leitung

    liegt in London, aber sein Schwerpunkt in Delhi. Um die gemeinsame BeherrschungIndiens kristallifieren sich die britischen Dominions ebenso wie um die gemeinsameKolonie Sibirien die russischen Vlkerschaften. Ein Abfall von England bedeutet den

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    Verlust Indiens, ein Abfall von Ruland den Verlust Sibiriens. So rckt auch RulandsSchwerpunkt immer weiter nach Osten.

    Da die Mutterlnder jener beiden Weltreiche geographisch zu Europa zhlen,darf nicht darber tuschen, da sie politisch eigene Weltteile bilden.

    Kulturell gehrt England zu Europa, seine arabisch-indischen Kolonien zu Asien,seine Dominions zu Amerika. Das britische Reich hat also keine eigeneKulturphysiognomie; als Ganzes gehrt es weder zu Europa noch zu Asien, noch zu

    Amerika.Ruland steht kulturell auerhalb von Europa. Den Europtsierungsversuch

    Peters des Groen hat es aufgegeben, sich von Petersburg wieder nach Moskauzurckgezogen, und bemht sich nun, mit europischen Theorien und asiatischenPraktiken zu einer neuen Kulturform zugelangen. Das erste Kapitel diesesEntwicklungprozesses heit Bolschewismusukunft wieder gro und mchtig sein wird,seine kultur aber weder europisch noch asiatisch, noch amerikanisch, sondern voneigener, russischer Art.

    Der Deutsche Bund war ein unbrauchbares Gebilde, weil zu seinen Mitgliederndie halbdeutschen Knige von England, Holland, Dnemark und Ungarn zhlten. Ohne

    ihr Ausscheiden htte er sich nie in ein Deutsches Reich umbilden lassen. Bismarckerkannte, da der Ausschlu Oesterreichs Voraussetzung sei fr das Zustandekommeneines einigen, mchtigen Deutschland. Denn trotz seines deutschen Kernlandes war dasdamalige Oesterreich nur ein scheindeutscher Staat, wie heute Ruland und Britannienscheineuropisch Reiche. Weil Oesterreichs Schwerpunkt auerhalb Deutschlands lag,entschied sich Bismarck fr das kleindeutsche Programm. Europa mag von ihm lernenund die mgliche kleineuropische Lsung der unmglichen groeuropischen vorziehen.

    Der Kaiser von Indien kann nicht gleichzeitig Mitglied des europischenStaatenbundes sein, denn er wrde stets europische Interessen den auereuropischenseines Reiches opfern. So wrde nicht England zu einem Mitglied Europas werden,sondern Europa zu einem Bestandteil des British Empire, halb Dominion und halbKolonie.

    Auch die Einbeziehung Rulands wrde das Ende der europischenSelbstndigkeit bedeuten. Abgesehen davon, da zwischen einem demokratischen Europaund einem sowietischen Ruland kein Zusammenschlu mglich wre, wre jedesRuland in der Lage, durch seine Uebermacht den brigen Teilstaaten Europas fernenWillen aufzuzwingen.

    Da zwischen Ruland und Europa eine natrliche Grenze fehlt, mte eine solcheeinvernehmlich gezogen werden. Whrend Polen und Finnland zu Europa gehren,mten die baltischen Staaten sich wieder mit Ruland vereinigen, sonst wre in Zukunftder Kriegszustand mit Ruland, das diese Kste braucht, permenent.

    5. Deutschland und Frankreich

    Europas Monroedoktrin foll lauten: Europa den Europern!.

    Im kommenden Europa drfen keine Rur-Deutschen, keine Rur-Franzosen oderRur-Italiener mehr herrschen - sondern Europer, Mnner von wahrhaft europischerKultur und Gesinnung, wie etwa in der cyecho-slowakischen Republik Masaryk undBenesch die sich beide zur paneuropischen Idee bekennen.

    Wer sich bio als Mitglied einer Sondernation fhlt, ist zu beschrnkt zum

    Regieren. Die Poitik solcher Menschen mu notwendig zu Konflikten fhren, dieKonflikte zum Krieg, der Krieg zum Chaos. Nur Paneuroper sind fhig und berufen,Paneuropa aufzubauen. Europisches Gemeinschaftsgefhl ist die notwendige Etappezum Kosmopolitismus, weil ber paneuropa der Weg zum Weltbnde fhrt.

    Das grte Himdernis fr die Bildung Paneuropas ist die deutsch-franzsische

    Rivalitt; es kann erst zustandekommen, wenn diese beiden Vlker auf ihreHegemonieansprche verzichten und sich in den Dienst ihres gemeinsamen grerenVaterlandes stellen.

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    Die politische Voraussetzung fr eine Zusammenarbeit wre dadurch gegeben,da nun Frankreich das deutsche Kaisertum gestrzt hat, wie vor einem halbenJahrhundert Deutschland das franzsische und sich zun erstenmal in der Geschichtejene beiden Nachbarvlker als Republiken gegenber stehen.

    Whrend endlich die gleiche staatsform sie verbindet, trennt sie mehr denn je dergleiche Nationalha. An dem Abbau dieses Hasses, der wie ein Damoklesschwert berEuropa hngt, mu jeder arbeiten, dem Paneuropa am Herzen liegt.

    Denn es hngt von der entwicklung der deutsch-franzsischen Beziehungen ab,ob die knftige Grenze Europas in den Kokitnosmpfen liegen wird oder am Rhein undden Alpen. Treibt Frankreichs Politik Deutschland endgltig in die Arme Rulands, sosinkt es mit dem brigen Westeuropa zum Basallen Englands herab und Europa bleibt frimmer nichts als ein geographischer Begriff.

    Solange Frankreich seine Sanktionspolitik und Rheinbesetzung aufrecht erhltund Deutschland seine russische Orientirung, bleibt Paneuropa ein Phantom.

    Um zur Einigung Europas zu gelangen, mssen jene Staaten, deren europischesSolidarittsgefuhl strker ist als ihre nationale Migunst, sich zu einem Friedensverbandzusammenschlieen und einen moralischen und wirtschaftlichen Druck ausben auf jene

    Mchte, die Europa sabotieren, bis auch sie sich zu Paneuropa bekennen.

    6. Monarchie oder Republik

    Das Problem der europischen Staatsform ist engverbunden mit der Frage desZusammenschlusses.

    Ob die republikanische oder die monarchische Staatsform die bessere ist, lst sichnicht allgemeingltig entscheiden. Ihre Vorteile und Nachteile sind relativ und richtensich jeweils nach Kultur, Charakter und politischer Lage der betreffenden Vlker. JederStaatskluge Japaner zum Beispiel mu Monarchist sein, weil die Gre, Einheit undFreiheit seiner Nation auf dem Kaisertum ruht.

    Anders liegt der Fall in Europa: Hier bedroht jede Teilmonarchie den Frieden unddie Eintracht des Erdteiles. Monarchen wren nur widerwillig dazu zu bewegen, sich

    einem Prsidenten unterzuordnen: sie wren versucht, entweder durch SprengungPaneuropas ihre Souvernitt wiederherzustellen oder aber mit hilfe ihrer untertanennach der europischer Kaiserkrone Karls des Groen und Napoleons zu greifen.

    Ein einiges Europa knnte theoretisch entweder einen gemeinsamen Monarchenhaben oder keinen. Napoleons Versuch, gewaltsam eine paneuropische Monarchie unterFrankreichs Hegemonie zu begrnden, ist daran gescheitert, da er Europas Grenzenverkannte und ihm Ruland einverleiben wollte. Heute ist keine europische Nation mehrstark genug, alle brigen dauernd zu beherrschen. Ein europischer Monarch wre aberimmer Exponent der Nation, der er angehrt und die durch ihn eine Vormachtstellengerstreben wrde.

    Die Verfassung des fderierten Europa mte republikanisch sein, wie die derVereinigten Staaten oder der Schweiz, frei nach innen, einig nach auen, getragen von

    Solidaritt und Gleichgewicht.Jede republikanisierung innerhalb Kontinentaleuropas ist also als Scritt zur

    paneuropischen Bundesrepublik zu begren jede monarchische Reaktion vom paneuropischem Standpunkte aus zu bekmpfen. So mu, unabhngig von seinerGefhlseinstellung, jeder konsequente Paneuroper Republikaner sein.

    7. Ueberwindung der Grenzkonflikte

    Die innereuropischen Grenzprobleme knnen nur durch die SchaffungPaneuropas gelst werden. Denn jede Neuregelung der Grenzen mte notwendig an dieStelle alter Ungerechtigkeiten neue jetzen. Die Spannung zwischen den nationalen,

    wirtschaftlichen, geographischen, historischen und strategischen Grenzen sowie dieExistenz nationaler Mischgebiete und Enklaven macht in Europa eine gerechteGrenzregulierung unmglich.

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    Nur durch Aufhebung der Staats- und Zollgrenzen und deren Verwandlung inVerwaltungsgrenzen ist der gordische Knoten des europischen Grenzsproblems zu lsen.In Paneuropa wird es den Reichenbergern ebenso gleichgltig sein, ob sie im czechisch-slowakischen oder im deutschen Teilstaate leben, wie es nach der deutschenReichsgrndung den Magdeburgern gleicgltig wurde, ob sie zu Preuen oder zu sachsengehrten.

    So ist Paneuropa auch eine radikale Lsung der sterreichischen wie der

    deutschbhmischen Frage: im gemeinsamen Uebervaterland Europa wrden sich dieDeutschen des sterreichischen, des czecho-slowakischen und des deutschen Teilstaatesfriedlich und ungehemmt zusammenfinden, ohne dadurch ihre Nachbarn zu bedrohen.Der Anssclu an Europa wrde fr Oesterreich die Vorteile eines Ansschlusses anDeutschland mit denen einer Donaufderation verbinden und Wien, das in vieler Hinsichtzur Hauptstadt Paneuropas prdefiniert erscheint, einer neuen Blte entgegenfhren.

    Ebenso wie die deutschbhmische und sterreichische fnden in Paneuropa auchdie Sdtiroler, die oberschlesische, die westpreuische, die Elsa-Lothringer, diewestungarische, dalmatinische und mazedonische Frage ihre endgltige Lsung imInteresse aller. Die kulturelle, nationale und wirtschaftliche Entfaltung der Vlker

    Europas wre durch keine Staatsgrenzen mehr gehemmt, der Nationalha wrdeabsterben und an die Stelle deer beschrnkten Nationalismen und Patriotismen die Liebezum gemeinsamen groen Uebervaterland und seiner kultur treten.

    8. Paneuropa und Weltbund

    Paneuropa mu, wenn es Werbekraft erlangen will, der russischen Idee derWeltrevolution eine ebenso grozgige Idee der Weltorganisation gegenberstellen.

    Es gibt nur zwei Mglichkeiten, einen politischen Organismuszusammenzuhalten: Vorherrschaft oder Gleichgewicht. Entweder mu wie inDeutschland eine Macht strker sein als alle brigen zusammen und sie beherrschen oder die Machtverhltnisse mssen einander wie in der Vereinigten Staaten und derSchweiz das Gleichgewicht halten. So da, jeder Einzelstaat machtlos ist gegen die

    Gesamtheit der brigen. Jede Staatengruppe, die weder auf Vorherrschaft noch aufGleichgewicht ruht, ist angewiesen auf den guten Willen der Mchtigen, sich denUnordnungen der Ohnmchtigen zu fgen. Niemand aber ordnet sich einem Schwcherenunter nur einem Strkeren oder einer Gemeinschaft, die sich durch ihrZusammenwirken als strker erweist. Weltmchte lassen sich durch Kleinstaaten nichtmaiorifieren. Daran mute Wilions Vlkerbund scheitern. Zwei Weltmchte fehlen inihm die beiden anderen haben die Macht, sich ber ihn hinwegzufetzen, ihn zuverlassen oder zu sprengen, und werden gegebenenfalls von dieser Macht Gebrauchmachen.

    Die Begrndung einer Welthegemonie ist heuteebenfalls unmglich, weil keinesder drei in Frage kommenden Vlker stark genug wre, die beiden anderen zubeherrschen: weder das angelschsische, noch das russische, noch das japanische.

    So bleibt das internationale Gleichgewicht die einzige Mglichkeit zurWeltorganisation wie das intereuropische die einzige Mglichkeit zur OrganisationEuropas.

    Heute teilen sich die vier Weltmchte in der Weltherrschaft; daran knnen dieEinzelstaaten Europas nichts ndern. Das einzige, was sie noch tun knnen, um an dieser

    Weltherrschaft teilzunehmen, ist, sich zu einer Weltmacht zusammenzuschlieen und alsfnfte Sule das politische Weltgebude mitzutragen. Ein Weltbund, der diese vier oderfnf Imperien umschliet, wird unter sich alle Herrschaftsgebiete der Welt aufteilen undeinvernehmlich beherrschen. Ein wechselseitiger Garantievertrag, der diese Weltmchtevor einander schutzt, wre auf lange Sicht die einzig reale Grundlage fr eine friedliche

    Weltkultur und Weltwirtschaft.Die Vlker Europas stehen vor der Alternative, entweder durch Fortsetzung ihres

    Familienzwistes bei der kommenden Teilung der Erde bergangen oder durch SchaffungPaneuropas Weltmacht zu werden.

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    Lic. Eduardo Rivas, 2002 XXXIII

    9. Paneuropische Union

    Das paneuropische Programm fordert: Revision der Hrten desFriedensvertrges; ewiger Friedenspakt und obligatorisches Schiedsgericht zwischenallen kleineuropischen Staaten; Aufhebung aller intereuropischen Zoll- undVerkehrsschranken und Schaffung einer europischen Whrungseinheit; Zusammenschlu aller Armeen und Flotten Europas zum schutze der gemeinsamen Grenzen undKsten; Schleifung aller intereuropischen Leitungen und Befestigung des europischen

    Limes an der Ostgrenze mit deren Material; wahrer Minorittenschutz und Bestrafungaller Hapropaganda in Presse und Schule als Hochverrat an Europa; Strkung deseuropischen Solidarittsgefhles durch intereuropisierung der Schulen; Ausarbeitungeiner paneuropischen Verfassung.

    Zur Propagierung und Durchfhrung dieses Programms sollte sich eine paneuropische Union aus allen Freunden und Frderern des europischen Gedankensbilden, unabhngig von ihrer Nationalitt und sozialen Orientierung nach Analogie derpanamerikanischen Union in Amerika, der panasiatischen in Asien.

    Denn solange in der ffentlichen Meinung Europas der Nationalismmusvorherrscht, kann nicht von dessen demokratischen Regierungen die Initiative zur

    Schaffung Paneuropas ausgehen. Nur eine paneuropische Massenbewegung knnte die Regierungen zwingen,diesem Probleme nherzutreten. Paneuropa mu erst in den kpfen und Herzen seinerVlker lebendig werden, ehe es auf der Weltkarte entstehen kann. Wenn erst die VlkerEuropas ihr nationales Ideal durch ein paneuropisches ergnzen, wird die kontinentaleEinigungsbewegung ebenso unwiderstehlich werden, wie einst die nationaleEinigungsbewegung in Deutschland und Italien, in Polen, Rumnien und Jugoslawien.

    Diese Bewegung zu wecken und zu sammeln, ist die vornehmste Pflicht allergeistigen und politischen Fhrer Europas. Sie allein knnen, sie allein sollen Paneuropaschaffen; in ihren hnden liegt die Zukunft der europischen Kultur.